„Ich habe meine Meinung zu Fotos im letzten halben Jahr grundsätzlich überdacht“, sagt Alexander Karst von der Hamburger Agentur Bildbeschaffer. Er gibt Fortbildungen über Bildrechte in kirchlichen Zusammenhängen und klärt dabei neben rechtlichen auch über ethische Fragen auf.
„Grundsätzlich sind Bilder etwas Tolles“, sagt er. Viele Menschen, vor allem Kinder, sind stolz auf Erreichtes. Sie freuen sich über Bilder, auf denen zu erkennen ist, was sie geschafft haben – und wenn diese veröffentlicht werden.
Gefahr von Missbrauch von Bildern ist groß
Was früher selbstverständlich war – seien es öffentliche Schaukästen, die Lokalzeitung, Gemeindebriefe oder auch die Evangelische Zeitung – wird immer schwieriger. Schließlich wird die Gefahr einer Manipulation oder des Missbrauchs von Bildern immer größer.
Dazu zählen Fotos, die in Sozialen Medien in rechten Hetzaccounts aus dem Zusammenhang gerissen werden, weil darauf Menschen zu sehen sind, die nach Meinung der Hetzer nicht deutsch genug aussehen, woraufhin eine Online-Jagd auf die Abgebildeten beginnt. Im schlimmsten Fall werden Gesichter von Kindern oder Frauen in sogenannte Deepfakes eingebaut. Das sind Videos, die von einer Künstlichen Intelligenz (KI) erstellt werden. „Oft lässt sich die Fälschung nur schwer erkennen. Und die Werkzeuge werden immer besser und einfacher zu bedienen“, warnt der Bildbeschaffer.
Umgang mit Bildern neu lernen
Was technisch möglich ist, wird gemacht. Auch weil die dafür benötigte Rechenkapazität im Überfluss vorhanden ist. „Inzwischen kann eine KI aus einem 64 Pixel großen Gesicht eine überzeugende Rekonstruktion des Originalgesichts errechnen“, erzählt Karst. Das ist eine Größe, bei der man mit bloßem Auge gerade erkennen kann, dass es sich um ein Gesicht handelt.
Trotzdem plädiert er dafür, Bilder nicht komplett wegzulassen: „Sie sind wichtig für das Gemeindeleben, dafür, Kirche nach außen darzustellen, aber auch zum inneren Zusammenhalt.“
Aufklärung ist wichtig
Wichtig sei aber, sich klar zu machen, was für eine Wirkung Bilder haben können und wie sie missbraucht werden können. Wichtig ist für Karst die Aufklärung: „Menschen sollten darüber Bescheid wissen, was mit ihren Bildern geschehen kann. Vor allem sollten sie lernen, wie sie Fälschungen erkennen können.“ Und dann selbst über ihr Bild entscheiden.
Manchmal aber müssen die Verantworlichen selbst entscheiden, ob sie ein Bild veröffentlichen wollen – auch wir als Zeitung. „Wir werden es bei jedem Bild und jedem Technologiesprung neu verhandeln müssen“, sagt Karst. Eines aber ist klar: Eine Zeitung ohne Fotos von echten Menschen wäre ein großer Verlust.