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„Zwei Drittel meiner Freunde sind Muslime“

In Tansania nehmen die Spannungen zwischen Christen und Muslimen überraschend zu. Bischof Alex Malasusa, der kürzlich Deutschland besuchte, im Gespräch mit Gerd Herzog.

Von Gerd Herzog

In letzter Zeit nehmen die Spannungen in Tansania zu. Im Mai dieses Jahres explodierte in einer Kirche in Arusha eine Bombe, die zwei Menschen tötete. Im August wurden zwei junge Frauen aus England auf Sansibar Ziel eines Säureanschlags. Die Insel ist überwiegend muslimisch. Deshalb wird vermutet, dass sich Muslime im Ramadan von den Europäerinnen provoziert fühlten.Es ist eine Schande. Tansania war lange so etwas wie eine Insel des Friedens. Erst seit wenigen Jahren gibt es diese Spannungen zwischen Christen und Muslimen. Besser gesagt zwischen Gruppen, die von sich behaupten, Christen und Muslime zu sein. Aber die Mehrheit der Tansanier unterstützt diese Gruppen nicht. Deshalb werden die Spannungen nicht mehr lange andauern – davon bin ich überzeugt.Wie lebt man im Alltag zusammen?Ich persönlich habe viele muslimische Freunde. Wenn ich genau überlege, sind mehr als zwei Drittel meines Freundeskreises Muslime. Das liegt beispielsweise daran, dass ich zwei Jahre eine Schule der Aga-Khan-Stiftung besuchte, einer muslimischen Wohltätigkeitsorganisation. Es gab damals keinerlei Spannungen zwischen den Religionen. In Tansania werden viele Ehen zwischen Christen und Muslimen geschlossen. Auch meine Schwester hat einen Muslim geheiratet – als Tochter eines Pfarrers! Später ist mein Schwager dann konvertiert; niemand aus der Familie hatte ihn dazu gedrängt.

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