Der Streit schwelt schon lange. Es geht um die bundesweit einmalige Ausbildung von Rabbinerinnen und Rabbinern in Potsdam. Wie soll sie auf lange Sicht getragen werden?
Für eine geplante Stiftung als neue Trägerin der Rabbinatsausbildung in Potsdam gibt es nach Angaben des Zentralrats der Juden in Deutschland grünes Licht. Dieses habe das Brandenburger Finanzministerium erteilt, sagte ein Sprecher des Zentralrats am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Es geht jetzt nur noch um Formalien.” Nähere Angaben machte der Sprecher dazu nicht. Vonseiten des Ministeriums gab es zunächst keine Bestätigung. Der Zentralrat geht davon aus, dass die Stiftung zum Wintersemester 2024/25 ihre Arbeit aufnimmt.
Der Dachverband jüdischer Gemeinden in Deutschland hatte die Stiftung vor einigen Monaten auf den Weg gebracht: Der Zentralrat ist nicht damit einverstanden, dass die Jüdische Gemeinde zu Berlin Anfang 2023 die Trägerschaft für die bundesweit einmalige Rabbinatsausbildung am Standort Potsdam übernommen hat.
Dazu gehören das Abraham-Geiger-Kolleg für die liberale und das Zacharias-Frankel-College für die konservative Ausbildung von Rabbinerinnen und Rabbinern sowie Kantorinnen und Kantoren. Es handelt sich um An-Institute der Universität Potsdam.
Die Berliner Gemeinde kritisiert die Pläne des Zentralrats für die Stiftung. Im Juni etwa hatte der Gemeindevorsitzende Gideon Joffe erneut erklärt: “Die Ausbildung liberaler Rabbiner und Rabbinerinnen sowie Kantoren und Kantorinnen muss auch weiterhin in den Händen der liberalen Institutionen liegen.”
Die Gemeinde hatte die Trägerschaft für beide Ausbildungsorte von der Leo-Baeck-Foundation übernommen. Hintergrund waren Vorwürfe gegen Rabbiner Walter Homolka unter anderem wegen Machtmissbrauchs und weiteren Fehlverhaltens. Er bestreitet die Vorwürfe, ging gerichtlich gegen sie vor und zog sich von Ämtern in der jüdischen Gemeinschaft zurück. Daher musste auch eine neue Lösung für die Rabbinerausbildung gefunden werden.
Die Pläne des Zentralrats haben Rückhalt der Zuwendungsgeber: Brandenburgs Ministerium für Wissenschaft, Bundesinnenministerium und Kultusministerkonferenz. Sie hatten im Februar dieses Jahres in einer Mitteilung gemeinsam mit dem Zentralrat von einem in der Vergangenheit entstandenen Vertrauensverlust in die aktuelle Trägerstruktur gesprochen. Die staatlichen Zuwendungsgeber betonten zudem, sie legten sich “äußerste Zurückhaltung im Hinblick auf innerreligionsgemeinschaftliche Angelegenheiten auf”.