Die Berliner “tageszeitung” und der Zentralrat der Juden in Deutschland stellen sich hinter “taz”-Redakteur Nicholas Potter. Dieser sei zur Zielscheibe einer Kampagne aus dem Umfeld des russlandnahen Portals Red geworden.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Chefredaktion der Berliner “tageszeitung” (taz) verurteilen Angriffe auf den Journalisten Nicholas Potter. Seit Monaten werde dieser “auf Social-Media-Plattformen, aber auch durch Werbemittel im physischen öffentlichen Raum denunziert und angefeindet – inklusive Aufrufen zur Gewalt gegen ihn”, heißt es in einem am Dienstagabend veröffentlichten Statement der “taz”-Chefredaktion.
Potter ist seit Sommer 2024 Redakteur der Zeitung. 2023 erschien das Buch “Judenhass Underground”, in dem sich Potter und sein Mitherausgeber Stefan Lauer mit Antisemitismus in Subkulturen und progressiven Bewegungen auseinandersetzt.
Laut “taz” sind die Urheber der Rufmordkampagne gegen Potter dem “aggressiv-anti-israelischen Lager” zuzuordnen: “Vermutlich sind sie motiviert aus dem Umfeld einer sich links-revolutionär gerierenden Plattform, über deren Verbindungen zum russischen Propagandakomplex Nicholas Potter recherchiert und kritisch in der ‘taz’ geschrieben hat,”
Der Zentralrat der Juden erklärte, Potters Fall müsse “eine Warnung sein, dass radikale Gruppen unsere Medienöffentlichkeit unterlaufen wollen”. Ein Sprecher sagte der “Jüdischen Allgemeinen” (Mittwoch), man habe “Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt, der stets an der Wahrheit einer Geschichte interessiert ist. Wer ihn bedroht und diffamiert, der hat keine Argumente. Wir dürfen das als Gesellschaft nicht zulassen.” Potter war 2023 für einen in der Wochenzeitung erschienenen Beitrag über Antisemitismus in der Klima-Bewegung “Fridays for Future” für den Theodor-Wolff-Preis nominiert worden.
Der Journalist selbst sagte der Journalistengewerkschaft DJU, die Anfeindungen gegen ihn seien “ein Symptom autoritären Denkens und von Demokratiefeindlichkeit”, das sich nicht weiter ausbreiten dürfe: “Die Radikalisierung mancher Aktivisten bereitet mir große Sorgen.”
Potter hatte im Oktober in der “taz” eine Recherche über Red veröffentlicht und darin das Portal im Umfeld russischer Propaganda verortet. Red bestreitet dies, obwohl unter anderem bereits 2023 die damalige US-Regierung der in Berlin ansässigen Plattform vorwarf, im Auftrag Russlands verdeckte Einflussnahme zu betreiben.
In den Angriffen auf Potter sieht die “taz” einen Angriff auf die Pressefreiheit. “Hier soll Berichterstattung durch Einschüchterung unterbunden werden. Die ‘taz’ wird das nicht zulassen und sich mit allen journalistischen und juristischen Mitteln dagegen wehren”, so die Chefredakteurinnen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann.