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Zentralrat beklagt Muslimfeindlichkeit – “Doppelte Tragik”

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El Yazidi, kritisiert eine aus seiner Sicht herrschende Untätigkeit der Politik, wenn es um Muslimfeindlichkeit geht. Und sagt, was zu tun sei.

Anschläge wie der tödliche Angriff auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben nach Worten des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Abdassamad El Yazidi, für Muslime oft eine “doppelte Tragik”. “Einerseits sind wir genauso Opfer solcher Anschläge wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger. Andererseits erleben wir immer wieder, dass Muslime unter Generalverdacht gestellt werden”, sagte El Yazidi im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de (Donnerstag). “Es ist erschütternd, dass in einer Demokratie wie der unseren ein solches Klima des Misstrauens und der Stigmatisierung existiert.”

Vor einer Woche hatte ein Mann aus Saudi-Arabien ein Auto mit hoher Geschwindigkeit in den Weihnachtsmarkt der Magdeburger Innenstadt gesteuert. Fünf Menschen starben, etwa 200 Personen wurden teils schwerst verletzt. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen. Er lebt seit 2006 in Deutschland und hatte sich in sozialen Netzwerken unter anderem wiederholt islamkritisch geäußert. Das genaue Tatmotiv des Arztes ist jedoch unklar. Nach dem Anschlag waren Sicherheitsdebatten aufgekommen. Medienberichten zufolge will sich der Innenausschuss des Bundestages am Montag mit Thema befassen.

El Yazidi beklagte eine stetige Zunahme von antimuslimischem Rassismus in Worten und Taten sowie eine aus seiner Sicht herrschende Untätigkeit der Politik. Er forderte von der Politik, dass Empfehlungen aus einer Studie zu Muslimfeindlichkeit umgesetzt werden müssten. “Dazu gehören strengere Regeln für soziale Medien, klare Positionierungen der Politik und mehr Schutz für muslimische Einrichtungen.” Insgesamt sei es eine Aufgabe aller: “So wie Antisemitismus nicht nur ein Problem der jüdischen Gemeinschaft ist, ist Islamfeindlichkeit nicht nur unser Problem. Es braucht ein gemeinsames Engagement aller Bürgerinnen und Bürger.”