Predigttext
1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. 2 Denn er spricht (Jes 49,8): „Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.“ Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! Die Bewährung des Apostels in seinem Dienst 3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde; 4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, 5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten, 6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, 7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, 8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig; 9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; 10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
Nun sind wir mitten in der Passionszeit. Eine Zeit, die für mich eine sehr willkommene Zeit ist. Es tut mir gut, nach den ausgelassenen Karnevalstagen bewusst innezuhalten. Ich versuche in dieser besonderen Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag ganz bewusst aus meinem normalen Alltag auszubrechen.
Das gelingt mir am besten, wenn ich mir jeden Tag aufs Neue vor Augen führe, dass gerade jetzt keine Zeit wie jede andere ist. Ein Hilfsmittel dabei ist schon seit Jahren für mich, in der Passionszeit bewusst auf etwas zu verzichten. In diesem Jahr sind es die Süßigkeiten.
Mal was anders machen als sonst
Das fällt mir nicht leicht. Aber auf diese Weise wird mir in meinem Alltag schnell deutlich, dass ich etwas anders machen will als sonst. In diesen Tagen will ich mich nicht von der allgemeinen Hektik zwischen Gemeindealltag und dem Familienleben mit zwei kleinen Kindern bestimmen lassen. Ich versuche stattdessen willkommene, schöne Zeiten im normalen Alltagswahnsinn bewusster wahrzunehmen und sie zu genießen.
Das gelingt mir nicht immer. Aber es hilft mir, durch eine bewusste Umstellung in meinen Essensgewohnheiten immer wieder daran zu denken, bewusst anders zu leben. Und wenn die lange Durststrecke an Ostern endlich geschafft ist, erlebe ich das Osterfest mit allen Sinnen noch intensiver als willkommene Zeit.
Haben Sie auch besonders willkommene Zeiten in Ihrem Leben? Vielleicht das Osterfest oder die Ferien- und Urlaubszeit?
In den vergangenen Wochen habe ich immer wieder erlebt, wie schnell sich eine willkommene Zeit entwickeln kann, ohne dass wir das vorher im Blick haben. Ende November kam bei uns in Herne der Gedanke auf, dass wir in diesen Zeiten gut daran täten, als Glaubensgemeinschaften klar aufzuzeigen, wofür wir stehen. Seit Mitte Dezember finden wöchentliche Friedensgebete für alle sichtbar draußen auf dem Platz vor der Kirche statt.
Jede Woche beten evangelische und katholische Christinnen und Christen sowie Muslimminnen und Muslime für ein gutes friedliches und solidarisches Miteinander in unserer Stadt. Für viele Menschen sind diese Gebete eine willkommene Zeit geworden, um ein Zeichen zu setzen und Stärkung zu erfahren.
Wenn im 2. Korintherbrief von willkommener Zeit und dem Tag des Heils die Rede ist, bedeutet das, dass Gott uns nah ist. Damit verbunden ist eine große Verantwortung.
Ich versuche meinen Glauben zu leben, aber es gibt genug Momente, wo ich nicht besonders zuversichtlich und voller Angst bin. Wo meine Geduld am Ende ist und es mit meiner Freundlichkeit nicht weit her ist.
In solchen Momenten bedeutet für mich christlicher Glaube: Vertrauen, dass Gott auch an meiner Seite ist, wenn ich scheitere. Wenn ich den Mut verliere und der Glaube manchmal fehlt.
Darum geht es für mich in der Passionszeit. Ich führe mir vor Augen, was Jesus auf sich genommen hat, damit ich am Ende hoffen darf, dass nicht der Tod, sondern das Leben das letzte Wort hat.
Darum ist die Passionszeit für mich eine so wichtige Zeit. Eine Zeit, in der ich mich auf meinen Glauben und das, was in meinem Leben wichtig ist, besinnen will, um mein Leben gestärkter und verantwortungsvoller zu leben. Wir können durch unsere Worte und Taten die Realität unserer Welt verändern. Auch wenn wir manchmal das Gefühl haben machtlos zu sein.