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Zehntausende Menschen demonstrieren in Münster gegen AfD-Empfang

Mehrere Zehntausend Menschen haben am Freitag in Münster gegen Rechtsextremismus und einen Neujahrsempfang der AfD im Rathaus der Stadt protestiert. Wegen des starken Andrangs musste der Prinzipalmarkt am Rathaus von der Polizei gesperrt werden, sagte eine Sprecherin der Polizei. Man gehe von etwa 30.000 Teilnehmern aus, allerdings nehme die Zahl weiter zu, hieß es am Abend kurz nach Beginn der Veranstaltung.

Wegen des starken Andrangs mussten die Protestierenden unter anderem auf den Domplatz ausweichen, wohin das Bühnenprogramm übertragen wurde. An den Protesten beteiligte sich auch eine Gruppe von Bürgermeistern aus dem Münsterland.

Es gehe darum, „klare Kante“ gegen Intoleranz zu zeigen, sagte der evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Münster, Martin Mustroph, laut einem Redemanuskript auf der Kundgebung. „Wir stehen für Solidarität und Vielfalt“, erklärte der emeritierte Pfarrer. Die Teilnehmer eine die „gemeinsame Sorge um die Demokratie“. Deshalb kämpfe man für eine „lebendige, streitbare Demokratie“.

Die Proteste gegen den Neujahrsempfang der AfD in Münster standen unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt! Gemeinsam für Demokratie, Vielfalt, Offenheit und Toleranz“. Teilnehmer schwenkten unter anderem Fähnchen mit dem Slogan „Münster ist bunt“ oder zeigten Plakate mit der Aufschrift „Münster strahlt gegen rechts!“.

Organisiert wurde die Demonstration von dem Bündnis „Keinen Meter den Nazis“. An den Protesten beteiligten sich Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Vereinen, Sozialverbänden und Bildungseinrichtungen. Bereits seit Jahren gibt es Proteste gegen den AfD-Empfang in der Stadt. Im vergangenen Jahr hatten sich rund 5.000 Menschen dazu eingefunden.

In diesem Jahr sorgten allerdings Querelen um die Rednerliste für Verstimmung. So hatte die CDU Münster ihre Teilnahme an den Protesten abgesagt, weil die Organisatoren dem Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) und „uns als größter demokratischer Partei das Wort verweigern“, wie die CDU erklärte. Das Organisationsbündnis hatte Vertreter der CDU und FDP nicht als Redner auf der Kundgebung zugelassen, weil die Parteien nicht Mitglied in dem Bündnis sind.

Zur Unterstützung der Proteste in Münster hatten die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Kirchenkreis Münster und das Stadtdekanat Münster zu einem „Ökumenischen Gebet für Frieden in Münster und der Welt“ eingeladen. Das Gebet fand unmittelbar vor der Kundgebung in der Liebfrauen-Überwasserkirche statt. „Demokratie braucht Widmung und Entscheidung“, sagte der Domkapitular und katholische Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, André Sühling. Niemandem würden die christlichen Werte „in die Wiege gelegt“.

Zum Ende des Friedensgebets waren die Anwesenden aufgerufen, eine Kerze zu entzünden und zu der Kundgebung mitzunehmen. Damit sollten die Gläubigen zum Ausdruck bringen, dass sie sich „für Frieden und die unantastbare Würde des Menschen“ einbringen.

Der Münsteraner Stadtdechant Ulrich Messing erklärte im Vorfeld der Proteste, er erlebe in der Öffentlichkeit eine „große Zustimmung“ dafür, dass sich auch die Kirchen an den Kundgebungen und Demonstrationen gegen ein Wiedererstarken des Rechtsextremismus in Deutschland beteiligten. Derzeit sagten ihm Menschen immer wieder: „Es ist gut, dass sich die Kirche jetzt auch meldet“, sagte Messing dem WDR-Radio in Köln.