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Zehntausende demonstrieren in Hessen und Rheinland-Pfalz gegen rechts

Der größte hessische Protest gegen rechts am Samstag hat in Frankfurt stattgefunden. Rund 35.000 Menschen kamen nach Polizeiangaben zu der Kundgebung „Demokratie verteidigen – Frankfurt gegen AfD und Rechtsruck!“ zusammen. Der große Zustrom machte es nötig, den Bereich der Kundgebung vom Marktplatz Römer auszuweiten auf die umliegenden Straßen und Plätze vom Mainkai bis zum Liebfrauenberg. Ein breites Bündnis von mehr als 60 Initiativen, Verbänden und Vereinen hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Organisiert wurde sie nach eigenen Angaben von der Frankfurter Klima-Aktivistengruppe KoalaKollektiv.

„Wir müssen überall, wo die Propaganda der Menschenverachtung das Zusammenleben vergiftet, dagegenhalten“, sagte der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah auf der Bühne für das Römerbergbündnis aus katholischer und evangelischer Kirche, Jüdischer Gemeinde, DGB und Frankfurter Jugendring. „Niemand darf unwidersprochen bleiben, wenn er von Remigration schwadroniert.“ Jedem offenen und versteckten Antisemitismus und Rassismus müsse widersprochen werden, sagte Kamlah. „In den Glaubensgemeinschaften, den Jugendverbänden und Gewerkschaften kann es keine Toleranz geben gegenüber Ideologien, die Menschen in erste und zweite Klasse einteilen.“

In Kassel demonstrierten nach Polizeiangaben rund 15.000 Bürgerinnen und Bürger gegen rechts. Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis unter dem Motto „KasselStehtZusammen“. „Spätestens seit der Veröffentlichung der Correktiv-Recherche über Pläne für Massendeportationen während eines Geheimtreffens muss auch der letzten Person klar sein: Die AfD und ihre menschenverachtende Haltung und Politik sind kein Teil unserer Demokratie!“, heißt es in dem Aufruf. „Wir stehen für Toleranz, Respekt und Solidarität. Lasst uns zusammen ein Zeichen gegen rechte Ideologien setzen und vereint zeigen: Diese Demokratie ist wehrhaft!“

In Limburg demonstrierten nach Polizeiangaben knapp 3.000 Menschen gegen rechts. In Gießen hatte das Bündnis „Gießen bleibt bunt“ unter dem Titel „Gießen wehrt sich! Nie wieder ist jetzt! Gemeinsam gegen rechts“ zu einem Protest am späten Nachmittag aufgerufen.

In Koblenz gingen nach Polizeiangaben rund 5.000 Bürgerinnen und Bürger zu einer Kundgebung „Für die Demokratie – Gegen den Faschismus“ auf die Straße. Aufgerufen dazu hatte ein Bündnis mehrerer Parteien. Kleinere Protestkundgebungen in Rheinland-Pfalz gab es am Samstag in Kusel und Pirmasens.

Auslöser der bundesweiten Protestwelle war eine „Correctiv“-Recherche über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November in Potsdam, bei dem über eine massenhafte Ausweisung von Menschen aus Einwandererfamilien gesprochen wurde.