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ZDF will sich Spartenkanäle nicht nehmen lassen

Der Fernsehrat der Mainzer Anstalt übt massive Kritik an den Plänen der Politik. Der Stil der Debatte entspreche nicht ihrem demokratischen Verständnis, sagt die Fernsehratsvorsitzende Gerda Hasselfeldt.

Das ZDF hat die am Freitag veröffentlichten Pläne der Politik zur Fusion von Spartenkanälen massiv kritisiert. Der ZDF-Fernsehrat erklärte nach seiner Sitzung am Freitagnachmittag, Reformen dürften nicht zu einer Verschlechterung der Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks führen.

“Eine Einschränkung des Angebots wird dem Anspruch, ein Programm für alle Gesellschaftsgruppen zu bieten, nicht gerecht”, sagte die ZDF-Fernsehratsvorsitzende Gerda Hasselfeldt. Sie warf der Medienpolitik vor, in der laufenden Debatte den Sendern den “Schwarzen Peter” zuspielen zu wollen. “Das entspricht nicht unserem demokratischen Verständnis.” Sie hoffe sehr, dass die Diskussion in den kommenden Wochen sachlich geführt werde.

Nach dem Entwurf des Reformstaatsvertrags, der die grundsätzliche Frage der Rundfunkfinanzierung ausklammert, würden die derzeit zehn Spartenkanäle auf vier Angebote schrumpfen. Nach den Plänen sollen der TV-Kanal ARD alpha mit ZDF info sowie tagesschau24 mit Phoenix zusammengelegt werden. Im Bereich junge Nutzer sollen ZDF neo und der ARD-Kanal One verschmelzen. Auch im Kulturbereich ist nur noch ein Angebot vorgesehen, wovon 3sat und der deutsch-französische Kulturkanal Arte betroffen wären.

Der ZDF-Fernsehrat plädiert für die Beibehaltung aller Spartenkanäle mit ZDF-Beteiligung. In einem Beschluss des Fernsehrat-Präsidiums von Donnerstag heißt es: “ZDF neo und ZDF info haben als die einzigen ZDF-Zusatzkanäle ihr Publikum gefunden. Sie sind unverzichtbares Bindeglied zwischen Hauptprogramm, ZDF.Mediathek und Sozialen Netzwerken.” Themen wie politische, kulturelle oder gesellschaftliche Bildung und besondere Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche seien mehr als Sparten, so das ZDF. Daher seien auch Sender wie Arte, 3sat, KiKA und Phoenix “grundständige Angebote”, die nicht aus dem linearen Angebot gestrichen werden dürften.

ZDF-Intendant Norbert Himmler hob vor dem Fernsehrat die Rolle von Arte und Phoenix hervor: “Phoenix ist unabdingbar für politische Meinungsbildung.” Der Sender liefere ein transparentes Bild davon, wie eine parlamentarische Demokratie funktioniere und habe zwischen Januar und Juli 225 Stunden aus dem Parlament berichtet. Arte wiederum fördere das gegenseitige Verständnis der Menschen in Europa. “Arte ist ein multilateraler kultureller Medienmarktplatz, wie es ihn nur einmal gibt”, sagte Himmler. Es sei von großer Bedeutung, Arte und dessen europäische Entwicklung weiter voranzutreiben.

In der Fernsehratssitzung hatte sich auch die Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats, die frühere rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD), für die Beibehaltung von ZDF neo und ZDF info ausgesprochen.