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Zahlreiche islamistische Anschläge in Deutschland seit 2011

Die Gefährdung durch islamistischen Terrorismus in Deutschland ist seit Jahren hoch. Insbesondere radikalisierte Einzeltäter verbreiten Angst und Schrecken. Eine Chronologie.

Mehrfach hat es in den vergangenen Jahren islamistische Anschläge in Deutschland gegeben. Der Verdacht eines entsprechend motivierten Terroranschlags steht auch nach der Bluttat in Solingen im Raum. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt eine Auswahl der jüngsten Attentate:

– Am 2. März 2011 erschießt ein Mann zwei US-Soldaten am Frankfurter Flughafen. Zwei weitere verletzt er schwer. Nach Einschätzung der Bundesanwaltschaft handelt es sich um einen Einzeltäter, der sich im Internet radikalisierte. Das Oberlandesgericht Frankfurt verurteilt ihn 2012 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Dieses Attentat gilt als erster islamistischer Anschlag in Deutschland mit Todesopfern.

– Am 26. Februar 2016 greift eine 16 Jahre alte IS-Sympathisantin einen Bundespolizisten in Hannover mit einem Messer an und verletzt ihn lebensgefährlich. Ein Jahr später verurteilt sie das Oberlandesgericht Celle zu sechs Jahren Jugendgefängnis. Die Verbindung der Angeklagten zum IS ist laut Gericht etwa durch Chats auf ihrem Mobiltelefon belegt.

– Am 16. April 2016 verüben drei Jugendliche mit einer selbst gebastelten Bombe einen Anschlag auf einen Tempel der Sikh-Gemeinde in Essen. Drei Menschen werden verletzt. Das Landgericht Essen verurteilt die Angeklagten zu Haftstrafen von sieben, sechs Jahren und neun Monaten sowie sechs Jahren. Die drei Jugendlichen wählten nach Überzeugung der Ermittler die Sikh-Gemeinde als Anschlagsziel aus, weil sie mit der Behandlung von Muslimen durch Sikhs in Nordindien nicht einverstanden waren und Anhänger der Religionsgemeinschaft als Ungläubige ansahen.

– Am 18. Juli 2016 verletzt ein 17-Jähriger fünf Menschen mit einer Axt und einem Messer in einem Regionalzug bei Würzburg. Die Polizei erschießt den Mann auf der Flucht.

– Am 24. Juli 2016 zündet ein 27-jähriger Syrer, der mit Duldung in Deutschland lebte, am Rande eines Musikfestivals in Ansbach (Bayern) eine Rucksackbombe. Er verletzt damit 15 Menschen und tötet sich selbst. Ermittler finden auf einem Handy ein Bekennervideo, in dem er einen Racheakt an Deutschen ankündigt. Auch die Terrormiliz IS beansprucht die Tat des Syrers für sich.

– Am 19. Dezember 2016 rast ein Attentäter mit einem Lastwagen in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz und tötet zwölf Menschen. Mehr als 50 Menschen werden verletzt, einige davon schwer. Die Terrormiliz “Islamischer Staat” reklamiert den Anschlag für sich. Vier Tage nach dem Anschlag erschießt die italienische Polizei den Mann in der Nähe von Mailand. Er war den deutschen Sicherheitsbehörden als militant-islamistischer Gefährder bekannt.

– Am 28. Juli 2017 greift ein 26-Jähriger mehrere Menschen mit einem Messer in einem Hamburger Supermarkt an. Ein Mann wird getötet, sechs weitere Menschen werden verletzt. Das Gericht stuft den Angreifer als Einzeltäter ein, der mit der Terrormiliz “Islamischen Staat” sympathisiert. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

– Am 4. Oktober 2020 werden in Dresden zwei Männer mit einem Messer angegriffen. Einer überlebt schwer verletzt, der andere stirbt wenig später. Der Tatverdächtige, der seit 2015 in Deutschland lebt, wurde vom sächsischen Landeskriminalamt als islamistischer Gefährder geführt. Das Oberlandesgericht Dresden verurteilt den 21-Jährigen im Mai 2021 wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.

– Am 6. November 2021 sticht ein 27-Jähriger in einem ICE zwischen Regensburg und Nürnberg mit einem Messer auf vier Passagiere ein. Drei der Männer werden dabei schwer verletzt, sie überleben den Angriff auch dank schneller medizinischer Hilfe. Die Bundesanwaltschaft geht von einem radikal-islamistischen Hintergrund der Tat aus; die Verteidigung sieht in dem in Syrien aufgewachsenen, palästinensischen Volkszugehörigen hingegen einen schuldunfähigen psychisch Kranken. Das Oberlandesgericht sieht ihn als schuldfähig und verurteilt ihn zu einer Freiheitsstrafe von 14 Jahren.

– Am 9. und 18. April 2023 tötet ein 27-jähriger Mann in Duisburg mit einem Messer eine Person und verletzt vier weitere Menschen teils lebensgefährlich. Er reklamiert für sich, im Auftrag des IS gehandelt zu haben.

– Am 31. Mai 2024 verletzt ein Mann mit einem Messer bei einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa auf dem Mannheimer Marktplatz sieben Personen schwer. Ein 29-jähriger Polizist stirbt kurz darauf. Die Sicherheitsbehörden gehen bei dem tatverdächtigen Afghanen von einem islamistischen Motiv aus.

– Am 23. August 2024 werden beim Stadtfest in Solingen drei Menschen getötet und acht verletzt. Die Polizei nimmt einen Tatverdächtigen fest: Es handelt sich um einen 26 Jahre alten Syrer, der eigentlich im vergangenen Jahr abgeschoben werden sollte. Die Terrormiliz Islamischer Staat beansprucht die Tat für sich. Ein Bekennerschreiben stufen die Behörden als authentisch ein.