In Hamburg sind im vergangenen Jahr 35 Prozent weniger Wohnungen fertiggestellt worden als im Jahr zuvor. 5.999 waren es im Jahr 2023 sowie 9.234 im Jahr 2022, wie das Statistikamt Nord am Donnerstag mitteilte. Das sei der niedrigste Wert seit 2012 (3.793 Wohnungen). Stadtentwicklungssenatorin Karin Pein (SPD) sagte laut Mitteilung, damit schlage sich die „schwierige Lage der Bauwirtschaft (…) wie erwartet erstmals auch in Zahlen wieder“. Der Einbruch falle aber „weniger drastisch aus als von vielen erwartet“. Der Mieterverein zu Hamburg nannte die aktuelle Zahl „höchst alarmierend“.
Pein sagte, trotz Krise werde weiter gebaut. „Das ist ein gutes Signal und bestätigt uns in unseren jüngsten Anstrengungen, durch bessere Rahmenbedingungen den Wohnungsbau weiter anzukurbeln.“ Die stellvertretende Mietervereins-Vorsitzende Marielle Eifler warnte per Mitteilung: Erhole sich der Wohnungsmarkt nicht kurzfristig, fielen die Folgen für alle Menschen in Hamburg „dramatisch“ aus. „Eine nachhaltige Wohnraumversorgung ist zur Erhaltung des sozialen Friedens in unserer Gesellschaft unerlässlich“, mahnte Eifler.
Laut Statistikamt entstanden 501.650 Quadratmeter neue Wohnfläche, 268.450 Quadratmeter weniger als im Vorjahr. Unter den neu gebauten Wohnungen waren 1.907 Eigentumswohnungen (Vorjahr: 2.562). 5.682 Wohnungen entstanden in neu gebauten Gebäuden, 317 wurden durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden geschaffen. Laut Wohnbehörde handelt es sich bei 2.155 der 5.999 fertiggestellten Wohnungen um Sozialwohnungen. 2022 seien unter den 9.234 fertiggestellten Wohnungen 2.430 Sozialwohnungen gewesen.
Eifler bezeichnete die Zahl fertiggestellter Wohnungen „in Anbetracht des Bedarfs, den wir haben, des natürlichen Abgangs von Wohnungen durch Abbruch und des massiven Drucks auf den Wohnungsmarkt durch Zuzug“ als „nicht akzeptabel“. Sie befürchte, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird: „Alle Zahlen weisen darauf hin, dass es in Zukunft noch weniger Fertigstellungen von Wohnungen im Jahr werden.“ So wurden im Jahr 2023 Baugenehmigungen für 5.257 Wohnungen erfasst, das sind 42,9 Prozent weniger als im Vorjahr (9.199 Wohnungen).
Der Senat und die wohnungswirtschaftlichen Verbände haben sich laut Wohnbehörde zum Ziel gesetzt, pro Jahr mindestens 10.000 Wohneinheiten zu genehmigen. Davon sollen 3.000 geförderte Mietwohnungen für Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen sein.
Der Mieterverein erinnerte daran, dass in Hamburg mehr als 12.000 Menschen als vordringlich wohnungssuchend registriert seien und 50.000 als Familien in beengten Verhältnissen lebten. Dazu kämen Geflüchtete, die in Zelten und Hallen untergebracht werden müssten. „5.999 fertiggestellte Wohnungen sind vor diesem Hintergrund einfach nicht genug“, erklärte Eifler.