Die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung ist in Nordrhein-Westfalen auf einen neuen Höchststand gestiegen. Zum Stichtag 20. Juni 2023 hatten laut Wohnungslosenstatistik insgesamt 108.590 Menschen keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag, wie das NRW-Sozialministerium am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Das seien rund 30.000 Personen mehr als im Vorjahr.
Der Großteil der von der Statistik erfassten Menschen (fast 99 Prozent) ist den Angaben zufolge in Notunterkünften, in von den Kommunen zur Verfügung gestellten Wohnungen oder Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe untergebracht oder lebe bei Bekannten – alle diese Personen seien „nicht auf der Straße“. Ohne Schutz auf der Straße leben nach einer gesonderten Untersuchung des Ministeriums von 2021 rund 5.300 Menschen in NRW.
Als Ursache für den deutlichen Anstieg der Zahl der Wohnungslosen nennt das Sozialministerium die anhaltenden Fluchtbewegungen, vor allem aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Fast alle Geflüchteten kämen zunächst in Unterkünften des Landes und der Kommunen unter und hätten somit keine eigene Wohnung. Anerkannte Flüchtlinge machen demnach fast 63 Prozent der Wohnungslosen in NRW aus.
Wohnungslosigkeit sei „nach Hunger die schlimmste Form von Armut“, erklärte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). Der Minister verwies im Kampf gegen die Wohnungslosigkeit auf die Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“. Die Mittel dafür seien von 1,85 Millionen Euro im Jahr 2018 auf aktuell 15,66 Millionen Euro aufgestockt worden. Damit unterstütze das Ministerium Kommunen und freie Träger der Wohnungslosenhilfe. Ein zentraler Baustein dabei seien die sogenannten „Kümmerer-Projekte“, durch die bisher mehr als 11.300 wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen ein neues Zuhause gefunden hätten, hieß es.
Laut der Statistik hatten die Kommunen zum 30. Juni 2023 rund 93.000 wohnungslose Personen untergebracht; freie Träger meldeten über 15.000 aufgenommene oder ambulant betreute Menschen. Etwas mehr als die Hälfte der Wohnungslosen sind männlich (57,5 Prozent). 27 Prozent sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Drei Viertel der erfassten Wohnungslosen hatten eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Allein 31.000 stammten aus der Ukraine.