Die Zahl der Vermissten im Mittelmeer hat laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) die 30.000er-Marke überschritten. Fast 80 Prozent der seit 2014 Verschollenen, darunter viele Kinder, werden demnach im zentralen Mittelmeer vermisst. Ertrinken sei die häufigste Todesursache. Allein im Jahr 2024 sind nach Angaben der IOM bereits 1.097 Menschen auf der tödlichsten Fluchtroute verschwunden.
Mit Blick auf diese Zahlen hat die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten aufgefordert, „ihrer Verantwortung im Mittelmeer gerecht zu werden“, teilte sie am Mittwoch mit. „Die EU ist inzwischen für über 30.000 verlorene Menschenleben im Mittelmeer verantwortlich“, sagte deren Sprecher Gorden Isler und forderte die EU-Mitgliedsstaaten auf, sich „von diesem brutalen, europäischen Grenzregime“ zu verabschieden und eine menschenrechtsbasierte Migrationspolitik anzustreben.
Die Europäische Union würde derzeit weder die Fluchtursachen bekämpfen noch für sichere Fluchtrouten sorgen, hieß es. Stattdessen werde die humanitäre Arbeit der Hilfsorganisationen durch Festsetzungen ihrer Schiffe oder die Zuweisung weit entfernter Häfen mit strengeren Auflagen erschwert.
Laut Sea-Eye machten Gerichtsurteile wie das in Reggio Calabria deutlich, dass es sich bei diesen Maßnahmen „um den Missbrauch staatlicher Machtbefugnisse“ handle. Zwischen Juni 2023 und Juni 2024 sei die „Sea-Eye 4“ an insgesamt 120 Tagen in Italien festgesetzt worden. Der in Regensburg ansässige Verein hat nach eigenen Angaben bereits mehrfach gegen die rechtswidrigen Festsetzungen geklagt. (00/2262/24.07.2024)