Nach dem Bootsunglück im Mittelmeer befürchten Retter mehr als 100 Tote. Am Montagmorgen seien noch einige Leichen geborgen, meldete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Weitere Überlebende wurden hingegen nicht gemeldet. Die Zahl der bislang bestätigten Opfer stieg den Berichten zufolge damit auf 62, darunter auch Kinder und viele Frauen.
Auf dem Boot, das am Wochenende an der Küste bei Crotone im Süden Italiens auseinandergebrochen war, waren nach Berichten einiger Überlebender rund 180 Flüchtlinge und Migranten. 80 von ihnen konnten am Sonntag lebend gerettet werden.
“Unwürdig und beschämend”
Bei der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) allein im vergangenen Jahr mindestens 2.406 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder wurden vermisst. In diesem Jahr waren es schon mehr als 200. IOM-Generaldirektor António Vitorino zeigte sich tief erschüttert von den erneuten Verlusten menschlichen Lebens. Dies zeige, dass das Retten von Leben immer Vorrang in der Migrationspolitik haben müsse, mahnte er auf Twitter.
I am deeply saddened by yesterday’s shipwreck off the Italian coast of Calabria, which claimed the lives of almost 100 people.
This tragedy comes days after some 70 lives were lost following a shipwreck off Libya.
— António Vitorino (@IOMchief) February 27, 2023
Die italienischen Behörden müssten endlich die privaten Seenotrettungsschiffe vor den Küsten Italiens kreuzen und in allen Häfen vor Anker gehen lassen, forderte der Beauftragte für Flüchtlingsfragen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Christian Stäblein. „Es ist unmenschlich, unwürdig und beschämend, dass wir diese Hilfesuchenden nicht rechtzeitig auf sichere Schiffe bergen und ans europäische Festland bringen können“, betonte er. „Was sagt das über unsere Mitmenschlichkeit aus? Für Europa muss klar sein und bleiben: Man lässt keinen Menschen ertrinken. Punkt.“