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Wutrede bei der Buchmesse – Autorin wirft Israel Genozid in Gaza vor

Nora Haddada sorgt bei der Frankfurter Buchmesse für Aufsehen: Die junge Autorin nutzt ihre Rede bei der Eröffnungs-Pressekonferenz für Kritik an Medien und Politik. Und findet harte Worte zum Gaza-Krieg.

Scharfe Polemik statt harmonischem Auftakt: Die Autorin Nora Haddada hat bei der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse harte Kritik an Israel geübt. Sie warf Israel einen “Genozid” im Gazastreifen vor. Für die deutsche Öffentlichkeit diagnostizierte sie eine “Diskurspsychose”, die nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 eingesetzt habe. “Große Teile der Medienlandschaft” in Deutschland hätten zwei Jahre lang versucht, die “Verbrechen in Gaza” zu verteidigen und kleinzureden, sagte die junge, 1998 im Saarland geborene Autorin.

Haddada redete am Dienstag als Ersatz für den diesjährigen Literaturnobelpreisträger Laszlo Krasznahorkai. Aufgrund einer Erkrankung musste Krasznahorkai zu Wochenbeginn seine Teilnahme kurzfristig absagen. Die Veranstalter gaben am Montag die Teilnahme von Haddada bekannt.

Haddada sprach in ihrer Rede von einem breiten, gesellschaftlichen Schweigen. “Mehr, wie ich vermute, aus vorauseilendem Gehorsam. Aus Überzeugung haben wenige deutsche Autoren die Stimme erhoben. Weder zu dem Grauen in Gaza, noch zu der medialen und politischen Willkür und Gehässigkeit, der seine Kritiker ausgesetzt waren”, sagte die Autorin.

Haddada blickte auch auf die Corona-Zeit zurück, in der Menschen von ihren Nachbarn “denunziert” worden seien, wenn sie sich nicht an geltende Regeln gehalten hätten. Haddada nahm für sich in Anspruch, für viele Menschen ihrer Generation zu sprechen. In ihrer Wahrnehmung sei in den vergangenen Jahren die “Grenze des Sagbaren nach rechts immer weiter ausgeweitet” worden.

Die Frankfurter Buchmesse, das weltweit größte Branchentreffen von Autoren, Verlagen und Lesepublikum, wird am Dienstagabend offiziell eröffnet. Die Veranstalter rechnen mit 4.000 Ausstellern aus 130 Ländern. Bis Sonntag werden 200.000 Besucher erwartet.

Seit 1988 stellt jeweils ein Gastland die eigene Literatur vor, begleitet von einem kulturellen Programm. 2025 sind dies die Philippinen – nach Italien im vergangenen Jahr.