Von Isolde Böhm
In diesen letzten Novembertagen stehen Menschen, einzeln oder zu zweit, an Gräbern, die noch keinen Grabstein tragen. Der Tod ist nah und der Abschied rau und schmerzhaft. Das Lebenshaus ist leer geworden. Durch Kälte und Nacht gehen Menschen – zu Tausenden, einzeln und einsam – über die Straßen Europas. Sie landen in einer Zeltstadt. Alles ist fremd. Himmel und Erde, Hoffnung und Heimat sind ihnen untergegangen. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht.“ Worte können haltlos gewordene Menschen halten. Worte sind die Brücke zwischen dem Untergang und Neuanfang. Gottesworte und Menschenworte gleichermaßen, denn Gott hat seine Worte auf Erden gesprochen und hat sie uns Menschen überlassen.Es muss einer da sein, der für uns singt: „Du führst uns in den Himmels Haus, wenn uns die Erd entgeht“, wie Paul Gerhardt dichtet (Gesangbuch 324,12). Und wenn sie bei uns ankommen, sprachlos und entwurzelt, dann muss eine da sein, die sagt: „Willkommen!“ Und: „Was brauchst du?“ An den Gräbern öffnet es den untergegangenen Himmel, wenn gesagt wird: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Und am U-Bahnhof öffnet es Herzen, wenn man den anderen anschaut und sich erinnert: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ Aus Gottes Wort gespeist werden Menschenworte behutsam, bringen dem anderen einen Funken neues Leben, neuen Himmel und neue Erde. (…)
Ausgabe kaufen und weiterlesen
Predigttext am Ewigkeitssonntag: Markus 13,28–37 (Reihe II)
28 An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn jetzt seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. 29 Ebenso auch: Wenn ihr seht, dass dies geschieht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist. 30 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. 31 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. 32 Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. 33 Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. 34 Wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen: 35 so wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, 36 damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. 37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!
„die Kirche“ beteiligt sich an der Revision der Perikopenordnung. Jedem Kirchenkreis wurde durch die EKBO eine Perikopenreihe zugeordnet.