Angesichts der Kürzungspläne im Bundeshaushalt warnen auch im Land Bremen mehrere Wohlfahrtsverbände vor einem Zusammenbruch der sozialen Infrastruktur. Viele soziale Angebote in ganz Deutschland drohten laut einer bundesweiten Umfrage vollständig wegzubrechen, da gestiegene Kosten finanziell nicht ausreichend kompensiert werden könnten, teilte der Paritätische Wohlfahrtsverband am Dienstag in Bremen mit: „Trotz steigender Nachfrage mussten vielerorts bereits Angebote und Hilfen eingeschränkt oder ganz eingestellt werden.“
Der Umfrage zufolge mussten allein im Bundesland Bremen bereits fast 40 Prozent der befragten Organisationen und Einrichtungen Angebote und Leistungen für Klientinnen und Klienten aus finanziellen Gründen einschränken oder ganz einstellen. Der Grund sei mangelndes Personal, das durch eine fehlende Refinanzierung nicht mehr oder nicht marktüblich bezahlt werden könne. In der Beratung gebe es schon jetzt eingeschränkte Öffnungszeiten: „Erstmalig mussten einige Einrichtungen sogar Schließtage einführen.“
Auch für die Zukunft befürchteten rund zwei Drittel der Befragten in Bremen deutliche Einschnitte, hieß es. „Werden Zuwendungen gekürzt und Kassenleistungen reduziert, fallen in vielen sozialen Bereichen wichtige Angebote für Kinder, ältere oder behinderte Menschen und bedürftige Personen weg.“
Dazu erklärte Birgt Pfeiffer, Vorständin des Paritätischen in Bremen: „Wer in Zeiten großer Unsicherheit unseren ohnehin schon durch Pandemie, Inflation und Fachkräftemangel geplagten sozialen Organisationen die Gelder kürzt, handelt nicht nur unsozial, sondern auch unwirtschaftlich. Armut und Ungleichheit werden zunehmen, politische Konflikte befördert, und am Ende werden die Summen für die Lösung der sozialen Folgeprobleme ungleich höher sein.“
Die bundesweite Umfrage lief den Angaben zufolge online vom 29. September bis zum 10. Oktober im Paritätischen Wohlfahrtsverband, in der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sowie in der Diakonie. Im Land Bremen hätten sich 44 gemeinnützige Organisationen beteiligt, hieß es. Darunter seien Kitas gewesen, Einrichtungen und Beratungsstellen aus der Familien- und Jugendhilfe sowie der Pflege, Eingliederungshilfe, Migrationshilfe, Schuldnerberatung und Wohnungslosenhilfe.