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Wofür stehen die Fairhandels-Siegel im Supermarkt?

Fair gehandelt, aber auch nachhaltig produziert – Auf Lebensmitteln oder Kleidung im Einzelhandel findet sich inzwischen eine Vielzahl von Gütesiegeln. Doch was bedeuten sie eigentlich? Und: Sind alle gleich gut?

Seit 50 Jahren steht die Gepa für fair gehandelte Waren. Wer Gepa-zertifizierte Lebensmittel oder Kleidung kauft, unterstützt damit die Produzenten, die deutlich mehr vom Kaufpreis erhalten als im herkömmlichen Handel. Doch Gepa ist bei weitem nicht das einzige Gütesiegel, dass sich hierzulande auf Waren findet – nicht mal was den fairen Handel angeht. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) stellt die verbreitetesten Siegel vor.

– : Das Gepa-Symbol zeigt ein G mit einer sich daraus entwickelnden Spirale und gleicht ein wenig dem @-Zeichen. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um ein Qualitätssiegel sondern um eine Eigenmarke, die in manchen Fällen auch noch andere Siegel tragen kann. Gepa vertreibt zahlreiche Lebensmittel wie Kaffee, Kakao-Produkte, Tee, Honig und Wein sowie einige Handwerks- und Textilprodukte. Gepa-zertifizierte Lebensmittel werden in Deutschland in einigen Supermärkten – allerdings keinen Discountern – und in Weltläden geführt. Das übrige Segment findet sich in der Regel nur in Weltläden oder online.

Für Einzelprodukte wie Kaffee oder Tee gilt ein Anteil von 100 Prozent aus fairem Handel. Bei Mischprodukten, also etwa Gebäck oder Schokolade, können auch Anteile von nicht fair gehandelten Waren enthalten sein. Das Unternehmen gibt an, in 70 Prozent seiner Mischprodukte zu über 75 Prozent fair gehandelte Zutaten zu verwenden. Auch Nachhaltigkeit spiele eine Rolle: Laut Gepa stammen 80 Prozent der Produkte aus geprüft ökologischem Anbau. Zudem werde größtenteils auf recycelbare und alufreie Verpackung geachtet.

– : Das Fairtrade-Siegel ist wohl das bekannteste Fairhandels-Siegel in Deutschland. Es wird vom Verein Fairtrade International vergeben und zeigt eine schwarze schematische Darstellung einer Person vor einem blauen und grünen Hintergrund. Produkte mit Fairtrade-Siegel finden sich in praktisch allen deutschen Supermärkten und Discountern. Die Produktspanne reicht von Kaffee über Bananen und Blumen bis zu Textilien.

Wie bei Gepa müssen auch für das Fairtrade-Siegel Produkte mit nur einer Zutat aus 100 Prozent fairem Handel stammen. Bei Mischprodukten gilt jedoch nur ein Mindestanteil von 20 Prozent. Ansonsten werden auch bei Fairtrade-Waren Mindestpreise und Prämien an Produzenten gezahlt sowie lokale Akteure wie Gewerkschaften in den Prozess eingebunden. Der Fairtrade-Standard fordert den Schutz bestehender Ökosysteme, schreibt aber etwa die Einhaltung von Klimaschutzstandards nur teilweise vor.

– : Auch das grün-weiße Siegel mit dem Frosch der Rainforest Alliance findet sich auf vielen Produkten wie Bananen, Tee und Kaffee. Bei der Initiative steht vor allem die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Rainforest Alliance fordert etwa von Vertragspartnern den Einsatz von ökologischem Pflanzenschutz, ein umfassendes Abwasser- und Abfallmanagement sowie Maßnahmen zur Wiederbelebung von belasteten Ökosystemen.

Ebenso will Rainforest Alliance nach eigenen Angaben auch bessere Voraussetzungen für Erzeugerinnen und Erzeuger schaffen. Die Christliche Initiative Romero (CIR) kritisiert jedoch, dass dafür wichtige Maßnahmen bei der Zertifizierung nicht berücksichtigt würden. So würden die Zahlung von Mindestpreisen sowie eines existenzsichernden Lohns für die Produzenten nicht aktiv gefördert. Stattdessen sei nur die Zahlung des jeweiligen nationalen Mindestlohnes Voraussetzung; der kann jedoch auch unter dem Existenzminimum liegen.

– : Das Naturland-Siegel mit den drei grünen Blättern ist in Deutschland vor allem als Gütezeichen für heimische landwirtschaftliche Produkte bekannt. Mit dem Naturland fair-Siegel breitet sich die Initiative auch auf den fairen Handel aus. Wie bei Gepa und Fairtrade müssen Rohwaren wie Tee, Kaffee oder Milch zu 100 Prozent fair gehandelt sein. Zudem wird die Zahlung existenzsichernder Löhne gefördert, auch für oft in der Landwirtschaft beschäftigte Saisonarbeiter.

Gleichzeitig werden vor allem solche Produkte zertifiziert, die lokale Ökosysteme schützen sowie zu deren nachhaltiger Nutzung und Revitalisierung beitragen. Der Standard fordert ebenso den Einsatz von ökologischem und mechanischem Pflanzenschutz anstelle von Pestiziden und fördert artgerechte Tierhaltung.

– : Das grüne Siegel mit der weißen und der schwarzen Hand findet sich fast ausschließlich in Reformhäusern, Hofläden oder Bio-Supermärkten. Ähnlich wie Gepa handelt es sich nicht um eine unabhängige Zertifizierung sondern um ein Label für die Eigenmarke Rapunzel. Die Produktpalette beschränkt sich auf Lebensmittel, darunter Rohwaren wie Kaffee und Nüsse und verarbeitete Produkte wie Pasta, Aufstriche und Wein. Die CIR bescheinigt der Marke hohe Sozialstandards, die auch unabhängig geprüft würden. Verbesserungsfähig sei allerdings noch die Einbeziehung von lokalen Gewerkschaften sowie die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen für Arbeiter und Produzenten.