Solche Bilder gab es noch nie: Tausende von Menschen, die sich freuen, einfach in Deutschland zu sein. Und dazu Hunderte, vielleicht auch Tausende, die sie herzlich begrüßen und sie mit Wasser, Essen und Babywindeln versorgen – mit allem, was die Not in diesem Moment lindern kann.
Die Bilder zeigen, was es heißt, die einfachen Gebote der Menschlichkeit zu erfüllen: Lass keinen hungern und dürsten. Gib jedem ein Dach über dem Kopf. Überlass niemanden einem Schicksal in Verfolgung und ständiger Todesangst. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Viele Menschen in Deutschland haben diese Gebote ganz selbstverständlich und spontan in den letzten Tagen gelebt. Trotzdem fehlt es in den Kommunen überall am Nötigsten, um die vielen Tausend Männer, Frauen und Kinder zu versorgen, sie menschenwürdig unterzubringen und ihnen das Einleben in unserer ihnen so fremden Gesellschaft zu erleichtern. Es fehlt auch an Helfern – denn der Schritt von der grundsätzlichen Haltung zur tätigen Hilfe ist dann doch für viele gar nicht so einfach. Die Fülle der Bilder und Informationen macht hilflos: Wo soll man anfangen?
Manche Menschen handeln schnell, packen Kleidung oder Spielzeug in Tüten und bringen sie zu den Notunterkünften – um dann nicht selten festzustellen: Hier ist man gar nicht so glücklich über die Spenden. Es fehlt an Platz und an Helfern zum Sortieren, und manchmal stapeln sich die Wintersachen, während T-Shirts benötigt werden, oder umgekehrt. Die Hilfsbereiten fragen sich manchmal ratlos: War das jetzt falsch?
Andere sind zögerlich: Habe ich überhaupt die Kapazitäten, zu helfen? Wieviel Zeit muss ich mitbringen, wie geht das mit der Sprache – und traue ich mir überhaupt zu, mit vielleicht traumatisierten Menschen umzugehen?
Auf all diese Fragen gibt es Antworten – allerdings muss man erst einmal danach suchen (siehe Kasten unten). Kommunen und Hilfsorganisationen waren mit der Koordinierung der Hilfe anfangs überfordert – und sind es angesichts der neuen Flüchtlingswellen bis jetzt. Nach wie vor gibt es häufig an der einen Stelle zu viel, während es an anderen fehlt, und Informationen fließen nur zäh. Aber alle Beteiligten lernen dazu, und so haben viele Kommunen inzwischen zentrale Telefonnummern und E-Mail-Adressen für ehrenamtliche Hilfe eingerichtet. In manchen Bezirken gibt es auch Internetseiten, auf denen Interessierte sich gezielt über den Bedarf für Sach- und Geldspenden, Mietangebote oder anderes Engagement informieren können.
Darum: dran bleiben, wenn man handfeste Hilfe leisten möchte, auch über den ersten Impuls hinaus. Schließlich werden die Flüchtlinge zum großen Teil länger bei uns bleiben, viele wahrscheinlich für immer. Sie werden unsere Gesellschaft bereichern und verändern. Je mehr wir sie dabei unterstützen, desto besser – für sie und für uns.