Wissenschaftler haben Folgekosten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine berechnet – und liefern hohe Zahlen. Der größte Schaden trifft die Ukraine, aber auch die EU und Deutschland sind betroffen.
Wirtschaftswissenschaftler sehen laut einer aktuellen Prognose enorme wirtschaftliche Folgen des Ukraine-Krieges – vor allem für das Land selbst. So rechnen die Forschenden bis 2026 mit Schäden an Sachwerten wie Maschinen, Gebäuden und Infrastruktur in der Ukraine in Höhe von knapp 900 Milliarden Euro. Außerdem gehen sie bis dahin von einem Verlust der ukrainischen Wirtschaftskraft durch den russischen Angriffskrieg von etwa 110 Milliarden Euro aus. Auch sei mit einer steigenden Inflation zu rechnen, teilte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Mittwoch mit.
Für nicht am Krieg beteiligte Drittländer sagen die Forschenden insgesamt Verluste der Wirtschaftskraft von rund 230 Milliarden Euro voraus, davon 65 Milliarden in der EU. Mit etwa 14 bis 19 Milliarden wird der Krieg in der Ukraine demnach Deutschlands Bruttoinlandsprodukt bis 2026 belasten.
Forschenden des IfW Kiel sowie der Universität Tübingen werteten mehr als 150 Kriege in den vergangenen 150 Jahren aus und ermittelten so Prognosen für ökonomische Kosten von aktuellen Kriegen wie dem Krieg in der Ukraine. Allgemein lässt sich demnach sagen, dass die Kosten im Land des Kriegsschauplatzes am höchsten sind, denn dort werden Gebäude, Maschinen und Infrastruktur zerstört und das Wachstum bricht für viele Jahre ein. Aber auch die Nachbarländer zahlten durch höhere Inflation und niedrigeres Wachstum einen großen Teil der Kosten des Krieges. Für weiter entfernte Länder könne es dagegen auch positive Kriegseffekte geben.
“Insgesamt zeigen die Berechnungen einmal mehr, wie hoch auch ökonomisch der Wert des Friedens ist und wie katastrophal ein Krieg auf eigenem Boden in jeder Hinsicht ist.”, so IfW-Präsident Moritz Schularick. Militärische Stärke und glaubwürdige Abschreckung, die Angriffe von außen unwahrscheinlich machten, seien insofern auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll, so der Volkswirt.