MDR-Intendantin Karola Wille ruft die öffentlich-rechtlichen Sender auf, deutlicher für die Informations- und Meinungsfreiheit in Europa einzutreten. “Europa ist heute ein Ort vielfältiger Krisen und Ort eines bis vor kurzem unvorstellbaren Angriffskrieges”, sagte sie am Mittwoch zum Auftakt der Dritten Europäischen Public Value Konferenz in Leipzig.
Die europäische Idee sei heute kein einheitlich positiv besetzter Begriff mehr. “Was im Zuge der europäischen Einheit aufgebaut wurde, ist heute nicht mehr selbstverständlich”, so Wille weiter: “Die Demokratie ist unter Druck geraten – von innen und außen.” Es werde am demokratischen Miteinander “gezerrt”, deswegen “sind wir alle auf der Suche”.
Heute sei es zudem “nicht mehr selbstverständlich, dass freie Medien eine tragende Säule der Demokratie sind”, fügte sie hinzu. “Wir erleben in vielen Ländern ganz unterschiedliche Eingriffe gegen die Medienfreiheit. Es geht um politische Macht, um wirtschaftlichen Einfluss und Monopole”.
Außerdem sei Desinformation in einer nie geahnten Größenordnung zur Gefahr für die Demokratie geworden. “Falschinformationen verbreiten sich schneller als das, was wahr ist. Und was uns trennt, wird stärker in den Vordergrund gestellt als das, was uns verbindet”, sagte Wille. Sie gibt Ende Oktober ihr Amt als Intendantin der Dreiländeranstalt für Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen ab.
Die Medien und insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk müssten sich selbstkritisch fragen, wie Europa in den Medien gespiegelt werde: “Präsentieren wir die relevanten Themen mit der nötigen Perspektivenvielfalt?”, fragte Wille. “Es geht uns um die Qualität des Öffentlichen. Daher müssen wir uns die schwierigen Frage nach der europäischen Öffentlichkeit stellen.” Der MDR verstehe sich dabei in einer Mittlerrolle nach Süd- und Osteuropa.