Bahrenfeld. Eine kleine, weiße Kunststofftasche mit blaugrünen Figuren und Bäumen liegt in einer Vitrine. Sie hat etwa die Größe eines Topflappens, ist mit einem Druckknopf versehen und hat mehrere Fächer. Es ist eine Strumpftasche. Früher haben Frauen darin ihre teuren Nylonstrümpfe aufbewahrt und transportiert. Im Falle einer Laufmasche haben sie den Ersatz schon dabei gehabt, vorsichtshalber. „Ich habe die Tasche von einer Dame. Sie hat sie zu ihrer Konfirmation bekommen“, erzählt Christian Matthes mit einem Lächeln.
Der pensionierte Pastor hat im Mai 2001 ein Konfirmations-Museum gegründet. Nachdem es in mehreren Gemeinden in Hamburg und Neumünster keinen Platz mehr für seine Sammlung gab, ist er mit dem kleinen Museum inzwischen in einen Raum in der Lutherkirche in Bahrenfeld gezogen.
Die Idee zu dem Konfirmationsmuseum kam eher zufällig. Denn das erste Stück seiner Sammlung war die Konfirmationsurkunde seines Großvaters. Christian Matthes hat sie im Nachlass seiner Großmutter gefunden. „Die Urkunde von 1891 war sehr viel schöner als die Urkunden, die ich bisher kannte.“ Seit diesem Tag in den 80er-Jahren hat er sich unter anderem auf Flohmärkten nach Erinnerungsstücken an die Konfirmation umgesehen. Inzwischen kauft er seine Exponate auch im Internet, bekommt sie von Freunden, Verwandten und Bekannten, und manchmal bringen Besucher seiner Ausstellung auch eigene Erinnerungsstücke mit. „Manchmal übergeben sie es mir, damit es nach ihrem Tod nicht verloren geht.“
Urkunden aus aller Welt
In vier Vitrinen, einigen Regalen und Bilderrahmen befinden sich die gesammelten Schätze, darunter rund 2000 Konfirmationsurkunden und Karten aus aller Welt, Geschirr, Besteck und Poesiealben. Das älteste Stück der Sammlung ist eine Konfirmationsurkunde von 1831. Sie ist gedruckt, ohne Bilder. Die Urkunde stammt aus dem Warthegau, einer im zweiten Weltkrieg vom Deutschen Reich annektierten Region des heutigen Polen. „Ich hab sie hier in Wedel auf dem Flohmarkt gekauft. Ganz zufällig – der Verkäufer wusste nichts damit anzufangen, hat sie mir also fast geschenkt“, erzählt Christian Matthes.
Inzwischen hat er Urkunden aus beinahe allen Ländern der Welt, in denen es evangelische Kirchen gibt: aus Südafrika, Russland, USA, Schweden und Italien. Eines haben viele ältere Urkunden gemeinsam: Sie sind in Hamburg gedruckt. Die oftmals kleinen Gemeinden haben sich keine eigene Urkunde geleistet, sondern an die Agentur des Rauhen Hauses geschrieben. Dort ist dann der Text übersetzt und die Karte zum Beispiel für eine kleine Gemeinde im Baltikum gedruckt worden. „So sind dann in allen möglichen Sprachen dieselben Urkunde von der Agentur des Rauhen Hauses aufgetaucht“ erzählt Christian Matthes.