Artikel teilen:

Cool-City: Wie sich Deutschlands heißeste Stadt abkühlt

1.000 neue Bäume pro Jahr und Trinkbrunnen: Als eine der ersten Städte bundesweit hat Mannheim 2021 einen Hitzeaktionsplan verabschiedet. In acht Sprachen gibt es Tipps zum Abkühlen.

Der Springbrunnen beim Mannheimer Wasserturm ist zur Abkühlung heiß begehrt
Der Springbrunnen beim Mannheimer Wasserturm ist zur Abkühlung heiß begehrtIMAGO / Depositphotos

Wenn die Hitze ganz Deutschland Schweißperlen auf die Stirn treibt, schwitzen die Menschen in Mannheim noch ein bisschen mehr. Denn die baden-württembergische Metropole am Rhein ist laut der Deutschen Umwelthilfe die heißeste Stadt Deutschlands. In den nächsten Tagen soll die gefühlte Temperatur bei etwa 38 Grad Celsius am frühen Nachmittag liegen.

Da sind Schattenplätze, etwa unter Bäumen oder den Arkaden am Mannheimer Wasserturm, sehr begehrt. Die Kleinsten spielen im Springbrunnen mit seinen Wassertreppen. Auch Erwachsene tauchen ihre Füße in das kühle Nass oder waten durchs knietiefe Wasser für das perfekte Selfie-Motiv. Bis Freitag warnt der Deutsche Wetterdienst für den Raum Mannheim vor einer extremen Wärmebelastung. Besonders gefährlich ist das für Babys und Kleinkinder, Schwangere, Ältere, Kranke und Wohnungslose.

Ein Problem, dem die Quadratestadt bereits seit einigen Jahren entgegensteuert. Deshalb hatte sie als eine der ersten Kommunen bundesweit 2021 einen Hitzeaktionsplan beschlossen, wie Pressesprecher Kevin Ittemann dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläutert. Mannheim verfolge eine „aktive, datenbasierte und integrierte Strategie zur Klimaanpassung“ – trotz begrenzter Fläche, hoher Bebauung und extremer klimatischer Ausgangslage.

Zu den Hitzeschutzmaßnahmen gehörten das Entsiegeln von Flächen, das Pflanzen von 1.000 neuen Bäumen pro Jahr, ein stadtweites Klima-Messnetz, private Begrünung sowie weitere Hitzeschutzmaßnahmen. Außerdem würden noch mehr Trinkbrunnen im Stadtgebiet gebaut.

Mannheim soll widerstandsfähiger gegen Klimawandel werden

Als eine von sechs europäischen Pilotkommunen beteiligt sich Mannheim am EU-Projekt „Urban ReLeaf“, das Städte widerstandsfähig gegen Klimaveränderungen machen will, etwa mit der richtigen Begrünung. Weil sich dicht bebaute Stadtteile an heißen Tagen besonders aufheizen, sei es wichtig, sich beim Gang durch die Stadt immer wieder abzukühlen, etwa in klimatisierten Cafés, Läden, der Stadtbibliothek, Museen, dem Barockschloss oder Kirchen, empfiehlt die Stadtverwaltung in einer Broschüre zum Hitzeschutz. In acht Sprachen, darunter Türkisch, Arabisch und Russisch, gibt sie auch Tipps zum Sonnenschutz und informiert über die Gefahren in heißen Autos.

Trinkwasserbrunnen gehören zum Hitzeaktionsplan in Mannheim
Trinkwasserbrunnen gehören zum Hitzeaktionsplan in Mannheimepd-bild / Christine Suess-Demuth

Damit schon Kinder die Gefahren zu großer Sonneneinstrahlung sehen, seien für Kindertageseinrichtungen „UV-Perlen“ angeschafft worden, die sich durch die Sonnenstrahlen verfärben, sagt Ittemann. Damit könnten Kinder spielerisch erkennen, wie wichtig Sonnencreme ist.

Wasserflaschen stehen in der Konkordienkirche bereit

Außerdem können Bürgerinnen und Bürger Vorschläge machen, welche Flächen entsiegelt werden sollen oder Hinweise für mögliche Baumpflanzungen geben. Mit einer Umfrage will die Stadt zudem erfahren, wie die Menschen öffentliche Plätze nutzen und was verbessert werden kann.

Insgesamt 105 Orte im Grünen, in Innenräumen und am Wasser sind auf einer „Karte der kühlen Orte“ aufgelistet, ebenso wie kostenlose Trinkbrunnen. Zu diesen kühlen Orten gehören auch mehrere Kirchen und kirchliche Einrichtungen, zum Beispiel die evangelische Konkordienkirche. Der Kirchenraum lässt den Stadtlärm und die Hitze außen vor. Für die Besucher stehen Wasserflaschen bereit.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Diakonisches Werk Mannheim (@diakonie_mannheim)

Auch die „Diakoniepunkte“ in der Stadt gelten als kühle Orte, „inklusive eines Kaffee- und Kuchenbereichs, der zum Verweilen und Durchatmen einlädt“, sagt Jessica Lammer, Pressesprecherin der Diakonie Mannheim. Es gebe dort nicht nur Wasser, sondern auch Sonnencreme. Bei „Cooling Projects“ können Kinder und Jugendliche gemeinsam kühle Getränke oder Eis herstellen.