Das Kloster Loccum in Niedersachsen ist in Bewegung. „Wir bieten dieses Jahr einige neue Dinge an“, kündigt Arend de Vries an. So sollen erstmals standesamtliche Trauungen möglich sein, erzählt der 70-jährige Kloster-Prior. Als weitere Neuerungen seien Tagungen für Pastoren im Ruhestand geplant, und in Zusammenarbeit mit dem Verein „Waldcampus“ auch Seminare zur Burnout-Prävention.
Das ehemalige Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert soll als Ort mit einzigartiger geistlicher Ausstrahlungskraft erhalten bleiben. Dazu tragen schon lange Führungen bei, für die sich rund 30 Ehrenamtliche engagieren. Auch die „Hora“ um 18 Uhr sei ein besonderes geistliches Angebot. Daneben gebe es Konzerte und Empfänge der Landeskirche Hannovers. Rund 10 000 Menschen erreiche man im Jahr, schätzt de Vries.
Bisher finanziert sich Loccum größtenteils aus Zuschüssen der Landeskirche und Einnahmen aus dem 700 Hektar großen Forstbetrieb. Jetzt sucht das Kloster weitere Einnahmequellen.
Klöster müssen Millionen-Investitionen stemmen
Große Hoffnung setzt der Prior daher auf die aufwendig renovierte Tagungsstätte mit rund 60 Betten, die erst vor Kurzem von der Landeskirche für 35 Millionen Euro finanziert wurde. Genutzt werde sie vom Predigerseminar der Kirchen in Niedersachsen und Bremen, aber auch von Gruppen, die Klosteratmosphäre suchen, sagt de Vries. „Im vergangenen Jahr war die Führungsebene der niedersächsischen Polizei zu Gast.“ Demnächst komme das Sinfonieorchester der Lions, um für den sinfonischen Gottesdienst am 27. April zu proben.
De Vries sieht das Kloster auf gutem Weg. „Der Betrieb läuft. Und die Nachfrage steigt.“ Doch seien auch Millionen-Investitionen für eine nachhaltige Wärme- und Energieversorgung zu stemmen. „Das müssen wir erwirtschaften.“
Loccum ist nur ein Beispiel für neue Ideen. Auch das Kloster Lüne ist auf gutem Wege. „Unsere Angebote sind gefragt“, freut sich Äbtissin Amélie Gräfin zu Dohna. Dabei würden nicht nur Führungen für insgesamt rund 20 000 Touristen für reichlich Leben in dem Kloster sorgen. Es gebe Konzerte, Lesungen, Vorträge, Seminare und sogar einen Kräutergarten. Außerdem diene das Kloster am Rande von Lüneburg als Standesamt.
Drehort für die ARD-Serie “Rote Rosen”
Viele Besucherinnen und Besucher wollten die Klosteranlage mit Gebäuden aus dem 14. Jahrhundert in ihrem ursprünglichen Zustand erleben, betont Gräfin zu Dohna. „Das gibt eine gute Vorstellung, wie die Benediktinerinnen damals gelebt haben.“ Da überrascht es nicht, dass das Kloster, in dem noch immer Frauen leben, als beliebte „Location“ für die ARD-Serie „Rote Rosen“ dient.
Lage und Geschichte seien eben nur ein Grund für die Beliebtheit des Klosters, sagt die Äbtissin. „Die Frauen, die hier zusammenleben, sind für mich das Besondere. Wir wollen kein Museum sein, sondern die Traditionen aus 850 Jahren Klostergeschichte mit Leben erfüllen.“
Allerdings muss sich auch das Kloster Lüne um Neuerungen kümmern, selbst wenn es wie 14 weitere Frauenklöster in Niedersachsen zum größten Teil von der Klosterkammer Hannover finanziert wird. Nicht nur baulich sei ständig etwas auszubessern, sagt die Äbtissin. Man pflege enge Kontakte zur Jugend. „Denn wir wollen das Kloster als lebendigen kirchlichen, sozialen und Bildungsort erhalten.“