Hamburg. Seit Dezember 2017 ist die Orgel immaterielles Weltkulturerbe. In Hamburg haben rund 170 Orgelexperten aus ganz Deutschland vier Tage lang nach Wegen gesucht, die Orgelmusik populärer zu machen.Vorgestellt wurden unter anderem Orgelbücher für Kinder, handwerkliche Orgelbauprojekte und Ideen, wie Orgelkonzerte für jüngere Menschen attraktiver werden können.
Dass die neue Orgel der Elbphilharmonie ein Publikumsmagnet geworden sei, beweise das Potenzial dieses Instruments, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zum Auftakt des Kongresses in der Hauptkirche St. Michaelis. Orgelmusik könne Menschen begeistern – unabhängig davon, ob sie in einer Kirche, Schule, Universität, einem Konzertsaal oder "einer Justizvollzugsanstalt" stehen. Brosda: "Wir müssen nur die richtigen Register ziehen."
Orgelwerkstätten an Schulen
Die Begeisterung für die Orgel müsse schon bei Kindern geweckt werden, forderte Orgelbauer Thomas Jann (Laberweinting/Niederbayern), Vorsitzender des Bundes Deutscher Orgelbaumeister (BDO). Deshalb ist ein Bilderbuch zur Orgel neu auf den Markt gekommen, ein Pixi-Buch zur Orgel soll möglicherweise folgen. Vorgestellt wurden in Hamburg ein Bausatz aus Belgien, mit dem eine echte Orgel gebaut wird. Der BDO fördert ein Schulprojekt zum Bau einer Holzpfeife.
Viele junge Menschen würden einen Zugang zur Orgel über das Handwerk bekommen, sagte Jann. Orgelwerkstätten würden an den Schulen gezielt für ihr Handwerk werben. Der Beruf sei vergleichsweise krisensicher, etwa die Hälfte der deutschen Orgeln werde exportiert. Orgelbauer, so Jann, müssten allerdings damit rechnen, zeitweise in Südkorea, Japan, Norwegen oder Russland zu arbeiten.
Der Orgelmusik fehlt nach den Worten des Musikwissenschaftlers Michael Kaufmann (Heidelberg) ein "gesunder Lobbyismus". Es fehle vor allem an Fördermitteln. Hier biete die Aufnahme der Orgel in das Weltkulturerbe große Chancen. Oft werde übersehen, dass gemeinsames Musizieren auch soziale Arbeit sei, durch die der Staat viel Geld spare.