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Wie geht es weiter im Pommerschen Kirchenkreis?

Wie kann Gemeindearbeit mit weniger Geldern und Hauptamtlichen gelingen? Die Impuls­papiere, die bei der pommerschen Synode vorgestellt wurden, werden in Online-Foren diskutiert – offen für alle.

Die Synodalen diskutierten die Impulspapiere bereits bei der Frühjahrssynode 2025 in Kleingruppen.
Die Synodalen diskutierten die Impulspapiere bereits bei der Frühjahrssynode 2025 in Kleingruppen.Sebastian Kühl/PEK

Aus Sicht des Stralsunder Propstes Tobias Sarx stehen die pommerschen Gemeinden an einer Weggabelung. „Entweder sie reduzieren die kirchlichen Strukturen radikal, um den Hauptamtlichen die Möglichkeit zu geben, sich jeweils auf ein bis maximal zwei kirchliche Zentren zu konzentrieren. Oder sie befähigen mit Unterstützung des PEK Ehrenamtliche, damit diese vor Ort gemeindliches Leben selbstständig gestalten“, schreibt er im Impulspapier „Kirchliches Leben“, das er auf der Frühjahrssynode vorgestellt hat. Den Status quo erhalten könne man jedenfalls nicht, weder Gelder noch Personal reichten dafür aus.

Noch bis zum 10. Juli sind alle Interessierten eingeladen, in Zoomkonferenzen über dieses und drei weitere Impulspapiere des Kirchenkreises zu diskutieren. Je zwei Termine sind angesetzt (siehe unten), die Hälfte ist bereits gelaufen.

Pommerscher Kirchenkreis: Pfarr- und Katechetenstellen gestrichen

Wozu diese Debatte? Weil nur noch knapp 14 Prozent der Bevölkerung im PEK-Bereich evangelisch sind, wie Sarx im Bericht schildert. Weil seit 1990 zwei Drittel der Pfarrstellen und noch mehr Gemeindepädagogik- und Katechetenstellen abgebaut wurden, die Zahl der Gebäude und Friedhöfe aber fast gleich geblieben ist. Weil an nicht wenigen Stellen Überlastung herrsche, Kinder- und Jugendarbeit fehle, die finanzielle Lage insgesamt prekär sei. Im Rahmen des Zukunftsprozesses der Nordkirche hat eine nordkirchliche Expertengruppe ein Eckpunktepapier veröffentlicht, demzufolge Gemeinden fusionieren müssten, wenn sie bestimmte Kriterien nicht mehr erfüllen können. „Christliche Gemeinde im Wandel gestalten“ heißt dieses Papier, das derzeit als Entwurf vorliegt und zu dem alle Kirchenkreisräte bereits um Stellungnahmen  gebeten wurden.

Sarx will die Ehrenamtsförderung, Jugend- und Pressearbeit stärken

Sarx’ Vorschlag, wie das kirchliche Leben im PEK neu zu gestalten wäre: unter anderem mit der Stärkung Ehrenamtlicher und der Bildung von Ortsausschüssen, die sich um ein lebendiges Gemeindeleben kümmern und von Verwaltungsfragen entlastet sind; mit Pastoren, die Ehrenamtliche anleiten, statt alles selbst zu machen. Mit der Aufstockung von Stellen im Bereich der gemeindeübergreifenden Jugendarbeit, der Ehrenamtsförderung und der Pressearbeit.

„Kirche ist in erster Linie ein geistliches Gebilde“, sagt er. Es gelte Vers 20 aus dem Matthäus-Evangelium: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das entlaste von einem ungesunden Erfolgsdruck und auch davon, alle Gebäude, Friedhöfe und Strukturen erhalten zu müssen.

Prozess im Pommerschen Kirchenkreis soll transparent laufen

Für die Zukunft der pommerschen Verwaltung, Gebäude und Liegenschaften haben drei weitere Mitarbeiter des Kirchenkreises Vorschläge in Impulspapieren formuliert und bei der Kirchenkreissynode vorgestellt.

Wer will, kann diese Papiere auf den Seiten des Kirchenkreises herunterladen und in den angebotenen Online-Foren mit den Verfassern darüber diskutieren. „Bisher war die Beteiligung nicht riesig: Bei den Themen kirchliches Leben und Verwaltung waren je 16 Leute dabei“, erzählt Sarx. Darunter Pastoren, Kirchenälteste und andere.

Er hofft, dass die künftigen Foren stärker genutzt werden. „Uns ist wichtig, dass viele mitreden und der Prozess transparent läuft.“ Deshalb hätten er und die anderen Verfasser auch schon vor der Niederschrift ihrer Impulspapiere viele Gespräche geführt, viele Perspektiven und Erfahrungen aus der Region eingeholt und in ihre Vorschläge einfließen lassen.

Kritik am Eckpunktepapier der Nordkirche zum Zukunftsprozess

Neben den Rückmeldungen aus den Zoom-Konferenzen will der pommersche Kirchenkreis alle weiteren Rückmeldungen sammeln, eventuell öffentlich machen, voraussichtlich alles im September auswerten und die überarbeiteten Impulspapiere dann dem Kirchenkreisrat und der Kirchenkreissynode vorstellen.

Pastor und Kirchenhistoriker Irmfried Garbe hat mit seinen Kirchenältesten in Beggerow und Hohenbollentin-Lindenberg bereits eine kritische Stellungnahme zu den Impulspapieren formuliert – und wünscht sich nun, dass auch alle „weithin kritisch ausgefallenen Stellungnahmen, die es bereits auf die Papiere der landeskirchlichen Autorengruppe gab, mit in den Aussprachehorizont geholt“ würden. Viele Kirchenkreise, Konvente und einzelne Gemeinden hätten der Nordkirche ihre Bedenken zum Eckpunktepapier mitgeteilt – doch nirgendwo könne man sie nachlesen.
Nordkirchensprecher Dieter Schulz bestätigt: Solche Stellungnamen sind eingegangen, doch „die Auswertung erfolgt im Rahmen eines vertraulichen Beteiligungsverfahrens“. Eine Veröffentlichung sei nicht vorgesehen.

Irmfried Garbe findet das ebenso bedenklich wie den Eindruck, dass die pommerschen Impulspapiere bereits „die Gestalt handzahmer Erfüllungs- und Ergebensheitsadressen“ hätten – was so viel bedeutet, dass sie mit dem Eckpunktepapier der Nordkirche auf Linie seien. Propst Sarx stellt klar: „Auch wir sehen einiges im Eckpunktepapier sehr kritisch und haben das der Nordkirchenleitung rückgemeldet.“ Was in den Impulspapieren stehe, sei einfach das, was er und die anderen Autoren aus voller Überzeugung verträten – „weil wir die Lage im pommerschen Kirchenkreis kennen“.

Die vier Impulspapiere kann man hier herunterladen.

Die Online-Foren zur Debatte darüber finden über Zoom statt:
– am 19. Juni um 19 Uhr zum Thema Gemeindeverwaltung
– am 26. Juni um 17 Uhr zur Gestaltung kirchlichen Lebens
– am 3. Juli um 19 Uhr zum Gebäudestrukturplan
– am 10. Juli um 17 Uhr zur Grundstücksentwicklung.

Für alle Termine bekommt man über diesen Link Zugang.
Meeting-ID: 820 043 5711
Kenncode: Fv78Bh