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Wie die protestantische Rechte Donald Trump beeinflusst

Seitdem US-Präsident Donald Trump im Amt ist, haben die Evangelikalen erheblich an Einfluss gewonnen. Die protestantische Rechte bekommt viele Wünsche erfüllt – etwa bei den Themen Abtreibung und Transgender.

Donald Trump (Archivbild)
Donald Trump (Archivbild)Gage Skidmore / Wikipedia

Washington. Republikanische Präsidenten haben stets einen weiten Bogen um die Ränder des evangelikalen Spektrums gemacht. Nicht so Donald Trump, der Geschichte geschrieben hat, er als er kürzlich als erster Inhaber des Oval Office beim Gipfel der "Werte-Wähler" (Value Voters Summit) in Washington aufgetreten ist.
Trump war schon im vergangenen Jahr als Kandidat der Stargast des Treffens. Doch diesmal bringt er die Gravitas des Amtes und einen Sack voll eingelöster Versprechen mit. Von Einschränkungen bei Abtreibungen über die Berufung eines Pro-Life-Richters ans Verfassungsgericht bis hin zur Abschaffung der Schutzrechte transsexueller Menschen. Genau das entspricht der Agenda des Family Research Councils (FRC), einer Denkfabrik der religiösen Rechten, die den "Value Voters Summit" veranstaltet.
Die Bürgerrechtsgruppe "Southern Poverty Law Center" hingegen kann wenig Moralisches bei den Werte-Wählern des FRC ausmachen. Stattdessen kategorisiert sie den fundamentalistischen FRC als "Hassgruppe" – wegen seiner radikalen Positionen zur LGBT-Gemeinde, also zu Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen.

Im festen Beraterkreis

Trump zählt den Präsidenten des Family Research Councils, Tony Perkins, zu seinem engsten Beraterkreis. Wie auch eine Reihe anderer Führer der christlichen Rechten, die selbst der bibelfeste Protestant George W. Bush auf Armlänge hielt. Trump dagegen bindet sie mit einem festen Beraterkreis, den die TV-Predigerin Paula White für ihn organisiert.
Der Religionshistoriker Randall Balmer erkennt darin einen Teil des Wandels, der sich in den USA an der Schnittstelle zwischen Politik und Religion vollziehe. Die Evangelikalen hätten so viel Einfluss auf das Weiße Haus wie selten zuvor, sagt der renommierte Professor des Barnard College an der Elite-Universität Columbia in New York.
Trump macht Politik nach dem Geschmack seiner evangelikalen Unterstützer, die er in einem "Presidential Evangelical Advisory Board" versammelt hat. Gerade erst schränkte er die Nutzung der Pille auf Krankenschein ein. "Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Milliardärs-Playboy aus Manhattan als Pro-Life-Präsident in die Geschichte eingehen würde", begeistert sich Penny Nance, die Vorsitzende der einflussreichen "Concerned Women for America".

Direkter Zugang zum Präsidenten

So wie Nance schwärmen viele Wortführer der christlichen Rechten von "ihrem" Präsidenten, der sie umgekehrt als "meine Leute" ausmacht. Dabei waren sich die Führer der Fundis anfangs gar nicht so sicher, ob sich der wenig tugendhafte Trump als Präsident tatsächlich für die Umsetzung evangelikaler Politik- und Gesellschaftsziele einsetzen würde.
Während er sich an Absprachen mit anderen nicht hielt, lieferte Trump seinen Teil des Pakts mit den rechten Protestanten. Er weiß, wie wichtig diese für ihn sind. Denn vier von fünf Evangelikalen haben ihm bei den Wahlen die Stimme gegeben. Allein im ersten Amtshalbjahr versammelte der Präsident seinen "Evangelical Advisory Board" ein Dutzend Mal – regelmäßige Telefonkonferenzen nicht mitgerechnet.
Der direkte Zugang zeitigt Ergebnisse. Zwei Wochen nach einem Treffen mit den Evangelikalen kündigte Trump via Twitter an, er werde Transgendern den Zugang zum Militär verweigern. Genau das hatten die religiösen Führer beim Besuch im Weißen Haus gefordert.

Gebete für Trump

Allein über den schleppenden Fortgang des versprochenen Umzugs der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem gibt es ein wenig Enttäuschung. Doch gemessen an ihrem exklusiven Zugang zum Oval Office ist das eine Kleinigkeit. Zumal andere Kirchen außerhalb der Welt der Evangelikalen – und erst Recht andere Religionen – nur sehr wenig Einfluss auf Trump haben.
Der Fernsehprediger Rodney Howard-Browne postete im Juli ein Bild aus dem Oval Office, das zeigt, wie die rechten Pastoren die Hand auf Trumps Schulter legen und für ihn beten. Die Aufnahmen verbreiteten sich unter den frommen Fans wie ein Lauffeuer. "Ich musste weinen, als ich das sah", heißt es in einer der vielen gerührten Rückmeldungen. Auch Pastor Howard-Browne steht noch ganz unter dem Eindruck der vielsagenden Geste. "Wer hätte jemals gedacht, dass wir noch einmal so eine spirituelle Erweckung erleben." (KNA)