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Widerstand und Revolution

Diskutiert wird heute: Darf die Kirche Menschen zur Revolution gegen Tyrannei ermutigen? Ist Tyrannenmord zu rechtfertigen?

Diskutiert wird heute: Darf die Kirche Menschen zur Revolution gegen Tyrannei ermutigen? Ist Tyrannenmord zu rechtfertigen?

Von Marie Anne Subklew

Im Frühherbst 1989 wurde der damalige Bischof der Berlin-Brandenburgischen Kirche, Gottfried Forck, bei einem Besuch in West-Berlin gefragt, ob die Fürbittandachten in Ostdeutschland wirklich Gottesdienste oder Andachten seien. Mindestens 90 Prozent der Teilnehmenden wären doch Leute, die nichts Geistliches im Sinn hätten, sondern sich nur politisch versammeln wollten. Forck antwortete, „dass diese Fürbittandachten ein wichtiger und bedeutsamer Dienst der Kirche sind, und nicht nur ein Dienst am Rande“. Damit beschrieb er genau, was das ureigenste Instrument unserer Kirche ist: Die Kirche kann nur auf die Macht des Wortes vertrauen, mit dem sie Christus verkündigt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Damit unterscheidet sich die Kirche vom Staat. Dieser soll „unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden“ unter den in seinem Staatsgebiet lebenden Bürgerinnen und Bürger sorgen. Das ist – wie es in der fünften These der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 heißt – seine Aufgabe „in der noch nicht erlösten Welt“.Was aber kann die Kirche tun, wenn ein Staat seine Macht missbraucht, um ein totalitäres System zu errichten, das in alle Lebensbereiche seiner Bürgerinnen und Bürger hineinregiert und diese zu kontrollieren versucht? Darf oder muss dann die Kirche nicht zum Wider-stand und zur Revolution gegen einen solchen Staat aufrufen?

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