Whatsapp, Tiktok, Instagram: Die Liste sozialer Medien ist lang – die Nutzungsdauer auch. Bei immer mehr jungen Menschen nimmt die Nutzung laut einer Studie problematische Züge an. Die WHO ruft zum Gegensteuern auf.
Immer mehr Jugendliche in Europa, Zentralasien und Kanada nutzen zu häufig soziale Medien. Der Anteil Heranwachsender mit problematischer Nutzung stieg von sieben Prozent im Jahr 2018 auf elf Prozent 2022, wie aus einer am Mittwoch vorgestellten Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervorgeht. Es gebe Anlass zur Sorge: Das Nutzungsverhalten könne negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit junger Menschen haben.
Mädchen sind demnach eher gefährdet als Jungen. So wiesen 13 Prozent der Mädchen und neun Prozent der Jungen ein problematisches Nutzungsverhalten auf. Hinzu kämen Spiele am Computer, Smartphone oder der Konsole: Ein Drittel der Jugendlichen konsumiert der Studie zufolge täglich digitale Spiele. 22 Prozent der Befragten gaben an, an Spieletagen mindestens vier Stunden lang zu zocken.
Als problematisch stuft die WHO den Konsum von Social Media ein, wenn etwa der Wunsch nach immer mehr Nutzungszeit besteht, der Verzicht negative Gefühle auslöst oder es deshalb zu ernsthaften Auseinandersetzungen kommt. Insgesamt gibt es neun verschiedene Kriterien, von denen sechs erfüllt sein müssen.
Folgen einer übermäßigen Nutzung sozialer Medien können laut der Studie psychische Erkrankungen, Drogenkonsum und durch Schlafmangel ausgelöste gesundheitliche Einschränkungen sein. Es sei notwendig, durch schnelle und nachhaltige Maßnahmen “Jugendlichen dabei zu helfen, den potenziell schädlichen Umgang mit sozialen Medien zu beenden, der nachweislich zu Depressionen, Mobbing, Angstzuständen und schlechten schulischen Leistungen führt”, sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Henri Kluge.
Als eine Maßnahme empfiehlt die WHO, Medienkompetenz in die Lehrpläne aufzunehmen. Außerdem sollte der Zugang zu niederschwelligen psychologischen Beratungsstellen vereinfacht werden. Die Regierungen müssten außerdem Gesetze schaffen, die Plattformbetreiber dazu verpflichteten, Altersbeschränkungen konsequent umzusetzen. “Indem wir Jugendliche befähigen, fundierte Entscheidungen über ihre Online-Aktivitäten zu treffen und ihre Online- und Offline-Welten in Einklang zu bringen, tragen wir letztendlich dazu bei, ihr allgemeines Wohlbefinden zu schützen und zu verbessern”, so Kluge.
Für die Studie “Health Behaviour in School-aged Children” (Gesundheitsverhalten von Kindern im Schulalter) befragte die WHO im Jahr 2022 nach eigenen Angaben rund 280.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 11, 13 und 15 Jahren in 44 Ländern und Regionen Europas, Zentralasiens und Kanadas.