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Westfälische Synode wählt erstmals Ökonomen in die Kirchenleitung

Vor dem Hintergrund eines massiven Spardrucks wird in der Evangelischen Kirche von Westfalen erstmals ein Wirtschaftsfachmann hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung und neuer Finanzchef. Die westfälische Landessynode wählte am Dienstag in Bielefeld den Diplom-Kaufmann Ralf Henning Krause mit 132 von 136 Stimmen zum neuen Oberkirchenrat. Neues ehrenamtliches Mitglied der Kirchenleitung wird die Erziehungswissenschaftlerin Uta Schütte-Haermeyer, bislang Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen.

Krause war bisher unter anderem Direktor des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Bonn/Berlin, Geschäftsführender Gesellschafter mehrerer IT-Firmen sowie Gründer eines Unternehmens für Projektmanagement für Banken. In der Kirchenleitung tritt der Ökonom, der einziger Bewerber war, die Nachfolge des Juristen Hans-Tjabert Conring an, der nach achtjähriger Amtszeit nicht erneut als Oberkirchenrat kandidierte.

In der Funktion des Finanzdezernenten löst der 60-jährige promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Krause den bislang zuständigen Juristischen Vizepräsidenten Arne Kupke ab. Dieser hatte am Montag eine „Schieflage der kirchlichen Haushalte“ auf allen Ebenen konstatiert und zu einer weiterhin äußerst sparsamen Haushaltsausführung gemahnt.

Um wieder einen ausgeglichenen Etat zu erreichen, soll bis 2028 im Gesamthaushalt der westfälischen Kirche ein jährliches Defizit von rund 25 Millionen Euro ausgeglichen werden. Das Konsolidierungsvolumen auf der landeskirchlichen Ebene beläuft sich auf rund 14 Millionen Euro, die künftig jährlich eingespart werden müssen. Ein Haushaltssicherungskonzept wird derzeit erarbeitet und soll im Frühjahr verabschiedet werden.

Die Kirchenleitung besteht aus fünf haupt- und zehn nebenamtlichen Mitgliedern und ist in der westfälischen Kirche das wichtigste Gremium nach der Landessynode. Um die Wahl eines Ökonomen in die Kirchenleitung zu ermöglichen, war vor einem Jahr eigens die Kirchenordnung – die Verfassung der westfälischen Kirche – geändert worden. Dieser Platz in dem Leitungsorgan war bisher Juristen vorbehalten, jetzt kann auch eine Person mit „vergleichbarer akademisch-wissenschaftlicher, insbesondere wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung“ gewählt werden.

Die 58-jährige Schütte-Haermeyer erhielt bei ihrer Wahl 125 von 138 Stimmen. Der nebenamtliche Sitz in der Kirchenleitung war vakant, nachdem der Jurist Michael Bertrams im vergangenen November als Reaktion auf den Rücktritt der damaligen Präses Annette Kurschus seinen sofortigen Rückzug aus dem 15-köpfigen Leitungsgremium erklärt hatte.

Am Nachmittag wollte sich die Landessynode als oberstes Organ der 1,9 Millionen Mitglieder zählenden westfälischen Kirche ausführlich mit dem Thema sexualisierte Gewalt befassen. Dazu wurde die Sprecherin der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nancy Janz, erwartet. Die Herbsttagung der Synode endet am Mittwoch.