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Wertvoller Erfahrungsaustausch

Laut einer Umfrage haben Selbsthilfegruppen einen hohen Stellenwert. Rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland profitieren davon

Vor allem in Nordrhein-Westfalen haben Selbsthilfegruppen offenbar einen hohen Stellenwert. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK gaben 87 Prozent der Befragten in NRW an, dass der Erfahrungsaustausch mit Betroffenen über Erkrankungen und Probleme besonders wichtig sei, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit in Düsseldorf mit. Dieser Aussage stimmten in NRW somit mehr Befragte zu als bundesweit mit 84 Prozent. Für die Umfrage wurden 1003 Menschen deutschlandweit befragt, davon 219 in Nordrhein-Westfalen.

Eine Hilfe vor allem bei psychischen Krankheiten

Ebenfalls 87 Prozent halten in NRW die Arbeit der Selbsthilfegruppen für eine sinnvolle Ergänzung zur ärztlichen Behandlung. Auch in den DAK-Regionen Nord, Mitte und Baden-Württemberg gaben jeweils 87 Prozent ihre Zustimmung zu dieser Aussage und liegen damit über dem bundesweit erzielten Wert von 83 Prozent.
Deutlich weniger stimmen der Aussage zu, dass Selbsthilfegruppen manchmal wichtiger als Ärzte und Psychologen seien: in NRW waren dies 49 Prozent der Befragten. In Baden-Württemberg wurde mit 55 Prozent die höchste Zustimmung in einer Region erzielt.
Besonders wichtig ist offenbar der Erfahrungsaustausch unter Betroffenen bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.
Liegt der Anteil der Zustimmung bundesweit bei 82 Prozent, so wurde in NRW ein Wert von 86 Prozent erreicht. Auch bei lebensbedrohlichen Krankheiten wie etwa Krebs halten 82 Prozent der Befragten an Rhein und Ruhr Selbsthilfegruppen für sinnvoll (bundesweit 80 Prozent).
Bei chronischen Krankheiten wie Diabetes sind es immerhin 66 Prozent der Befragten in NRW, die den Erfahrungsaustausch mit Betroffenen für sinnvoll halten. Auch hier liegt NRW beim Anteil der Zustimmung an der Spitze und übertrifft den bundesweiten Anteil von 63 Prozent.
Der wichtigste Ratgeber bei schweren Erkrankungen ist aber für die überwiegende Mehrheit der Befragten der Arzt. Sowohl im bundesweiten Gesamtbild als auch in NRW würden sich 93 Prozent an erster Stelle von einem Arzt bei einem chronischen Leiden oder einer schweren Erkrankung beraten lassen. Selbsthilfegruppen stehen nach Freunden und Angehörigen, die für immerhin rund die Hälfte der Befragten (in NRW: 55 Prozent) erste Anlaufstelle seien, in NRW und bundesweit auf Platz drei mit 44 Prozent.

Vierte Säule im Gesundheitswesen

„Die Umfrage zeigt, wie wichtig Selbsthilfeorganisationen für die Menschen sind, wenn es um die Bewältigung von psychischen und körperlichen Leiden geht“, erklärte DAK-Sprecher Rainer Lange. Neben der ambulanten und stationären Behandlung, sowie neben Rehabilitationsmaßnahmen bildeten sie quasi eine vierte Säule im deutschen Gesundheitswesen.
In Deutschland haben sich nach DAK-Angaben etwa 3,5 Millionen Menschen in fast 100 000 Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen.Gesetzliche Krankenkassen sind zur Förderung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe verpflichtet. DAK-Gesundheit fördert nach eigenen Angaben einzelne Gruppen sowie Bundes- und Landesorganisationen jährlich mit fast 6,5 Millionen Euro.
epd