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Wer zur Amtseinführung des Papstes erwartet wird – und wer nicht

Beim Abschied von Papst Franziskus vor drei Wochen bog sich die Ehrentribüne am Petersdom unter den Mächtigen aus aller Welt. Nun wird sein Nachfolger ins Amt eingeführt – ebenfalls mit Royals und Regierungschefs.

Die Zusagen reißen nicht ab: Rund 200 Staaten wollen bei der Amtseinführung von Papst Leo XIV. am Sonntag auf dem Petersplatz vertreten sein. Das sind mehr als die, mit denen der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen unterhält. Wie schon bei der Trauerfeier für Franziskus am 26. April wird die Ehrentribüne vor dem Petersdom prall gefüllt sein mit Monarchen und Mächtigen der Welt. Doch die Besetzungsliste enthält auch neue Namen.

Angefangen beim Adel: Anders als bei der Trauerfeier wird das englische Königshaus nicht durch Thronfolger William, sondern seinen Onkel Prinz Edward repräsentiert. Der jüngste Sohn der Queen übernahm nach deren Tod immer mehr Verpflichtungen – zumal seit der Erkrankung seines Bruders König Charles III. und dem Ausfall von Andrew wegen Vorwürfen sexueller Belästigung. Das schwedische Königshaus zeigt sich in Gestalt von Kronprinzessin Victoria; vor drei Wochen erwiesen ihre Eltern Königin Silvia und König Carl XVI. Gustaf dem verstorbenen Papst die letzte Ehre.

Damals hatten manche eine Landsfrau des argentinischen Papstes vermisst: Königin Maxima der Niederlande, einzige Katholikin im calvinistischen Haus Oranje. Die beliebte Monarchin war wegen des wichtigen “Königstags” verhindert, diesmal kommt sie in Begleitung von Ministerpräsident Dick Schoof.

Wie vor drei Wochen werden König Felipe und Königin Letizia von Spanien sowie Philippe und Mathilde von Belgien der rund zweistündigen feierlichen Einführung des 267. Papstes beiwohnen. Auch mit den katholischen Adelshäusern von Liechtenstein und Luxemburg sowie mit Fürst Albert von Monaco ist zu rechnen.

Mindestens genauso viel Spannung erzeugt die Politprominenz. So wird US-Präsident Donald Trump wohl nicht dabei sein, wenn erstmals ein Landsmann den Stuhl Petri besteigt. Stattdessen schickt er seinen Vize JD Vance und Außenminister Marco Rubio – beides Katholiken.

Dabei haben die USA diesmal das Recht, ganz vorne in der ersten Reihe zu sitzen, zusammen mit Italien, das von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Präsident Sergio Mattarella vertreten wird, und mit: Peru. Denn der in Chicago geborene Robert Francis Prevost (69) war neun Jahre lang Bischof in Peru, weshalb er auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt. So wird am Sonntag die Präsidentin seiner zweiten Heimat, Dina Boluarte, ebenfalls vorne sitzen. Hingegen hat der argentinische Präsident Javier Milei kurzfristig wegen Kommunalwahlen in Buenos Aires abgesagt.

Frankreich entsendet Premier François Bayrou, Präsident Emmanuel Macron hat noch nicht zugesagt. Erwartet wird erneut der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der noch bei der Papst-Trauerfeier Szenenapplaus auf dem Petersplatz bekam; mit ihm hat der neue Papst schon kurz nach seiner Wahl lange telefoniert. Für Israel kommt Präsident Isaac Herzog. Und wie bereits vor drei Wochen haben sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Premier Keir Starmer angekündigt. Brasilien, das “größte katholische Land der Welt”, schickt Vizepräsident Geraldo Alckmin nach Rom. “Down Under” kommt in Gestalt des australischen Premiers Anthony Albanese.

Palästina wird durch den Vorsitzenden des Präsidialausschusses für kirchliche Angelegenheiten, Ramzi Khoury, vertreten. Taiwan entsendet den ehemaligen Regierungschef Chen Chien-jen, einen Katholiken. Ebenso haben sich der maronitische Präsident des Libanon, Joseph Aoun, sowie der iranische Kulturminister Seyyed Reza Salehi Amiri angekündigt.

Und Deutschland? Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird die Delegation anführen, begleitet von Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD). Auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger sowie Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth sind dabei, nicht aber Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Zudem habe Merz ehrenamtlich Engagierte aus dem kirchlichen Raum in die Delegation eingeladen, um seine Wertschätzung auszudrücken, hieß es aus Berlin. Teil der Delegation des ersten katholischen Kanzlers seit Helmut Kohl werden auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sowie der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, sein.

Die Kirchen in Deutschland werden durch den stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Michael Gerber, sowie die Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche bei der Bundesregierung, Anne Gidion, repräsentiert. Vom Weltrat der Kirchen (ÖRK) werden dessen Generalsekretär Jerry Pillay sowie der frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erwartet.

Ebenso werden die Mehrzahl der Kardinäle, Hunderte Bischöfe und zahlreiche Ordensleute dabei sein, wenn Leo XIV. unter den Augen von rund 250.000 Menschen seine päpstlichen Insignien – das Pallium und den Fischerring – entgegennimmt. Darüber hinaus werden Vertreter der Ostkirchen erwartet, allen voran der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. Angekündigt sind auch zahlreiche Vertreter anderer christlicher Kirchen, so hat etwa die Anglikanische Weltgemeinschaft am Samstag mitgeteilt, mit einer großen Gruppe dabei zu sein.

Dass Leo XIV. den Dialog und die Zusammenarbeit mit dem Judentum fortsetzen und stärken will, hat er bereits kurz nach seiner Wahl betont. So wird er den Repräsentanten des Jüdischen Weltkongresses beim Heiligen Stuhl, Viktor Eichner, am Montag in Audienz empfangen. Eichner nimmt am Sonntag an der Amtseinführung teil, ebenso wie der Oberrabbiner der Jüdischen Gemeinde Roms, Riccardo Di Segni.

Die Muslime werden unter anderen durch die Union der Islamischen Gemeinschaften Italiens, namentlich deren Präsidenten Yassine Lafram, vertreten sein. Dieser hob das islamisch-christliche “Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde” hervor. Laframs Wunsch: Der neue Papst solle als Allererstes in den Gazastreifen reisen.