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Wenn ich groß bin, baue ich Windkraftwerke

Die Gewinnerinnen und Gewinner des ersten KIRCHE+KLIMA Fotowettbewerbs

Über den Sommer hat die Klimaschutzstelle der evangelischen Kirche von Westfalen den ersten KIRCHE+KLIMA Fotowettbewerb ausgerufen. Von über 50 Einsendungen ernannte die fünfköpfige Jury drei Gewinnerinnen und Gewinner. Zusätzlich wurden neun weitere Fotos ausgewählt, die zusammen mit den ausgezeichneten Bildern der Preisträgerinnen und Preisträger im KIRCHE+KLIMA Kalender 2022 veröffentlicht werden.

Am Wettbewerb beteiligten sich (Hobby-)Fotograf*innen aus dem Wirkungsbereich der Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihre Fotos stellen den Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Kirche her. Bis zum 30. Juni erreichten 55 Einsendungen das KIRCHE+KLIMA-Team am Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG). Fünf Expert*innen bildeten die Jury: Hans-Jürgen Hörner, Dr. Gudrun Kordecki und Simone Hüttenberend (aus dem Fachbereich Umwelt und Soziales des IKG), Christoph Lindemann (Stabstelle Kommunikation am Landeskirchenamt) und Ivo Mayr (Diplom-Fotodesigner und Leiter des StudioLabs der RWTH Aachen).

Das erstplatzierte Foto zeigt Mohsin, sechs Jahre alt. Mit entschlossenem Blick präsentiert er seine Lego-Duplo-Windräder. Sein Bauwerk kommentiert er mit den Worten: „Wenn ich groß bin, baue ich Windkraftwerke! Dann haben wir Strom und Elektrik. Und ich helfe Gott – der braucht dann nur noch den Wind zu machen.“

Positive und eindringliche Botschaft

Stefanie Dragel von der evangelischen Kindertageseinrichtung Mose im Kirchenkreis Hamm arbeitete mit den Kindern zusammen an ihren Beiträgen zum Wettbewerb. Es ist die positive, aber eindringliche Botschaft des Bildes, die die Jury so beeindruckt hat: „Sie steht im klaren Bezug zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Generationengerechtigkeit unserer Klimaschutzpolitik. Es sind die Träume der Kinder, die unsere Welt von morgen formen. Es sind aber auch die Träume und Wünsche der Kinder, die wir heute mit unseren Taten schützen müssen.“

Den zweiten Preis hat Corinna Tyrell vom Jugendposaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Everswinkel-Freckenhorst erhalten. Das Bild zeigt eine Gruppe Erzählfiguren, die in der Dachrinne der Kirche von Everswinkel eine Fridays for Future-Demonstration abhält. Corinna Tyrell zur Entstehungsgeschichte des Bildes: „Die Aufnahme ist in der Zeit entstanden, als wir mit dem Jugendposaunenchor wegen Corona nicht üben durften. In der Zeit haben wir mehrere Projekte mit Erzählfiguren gemacht, die sich ohne Abstand und Maske nah sein durften. Denn auch Klimaschutz schaffen wir nur zusammen!“

Obwohl keine echten Menschen abgebildet sind, wirkt das Bild sehr lebendig, man spürt die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Nähe in Zeiten der Pandemie. Das liebevolle Arrangement der handgefertigten Puppen und ihre humorvolle Anordnung auf dem Kirchdach hat die Jury überzeugt: „Das Bild fängt auf unkonventionelle Art die Atmosphäre in kirchlichen Gruppen auf. Die Puppen verkörpern nicht nur den Posaunenchor von Everswinkel, sondern auch die kirchliche Gemeinschaft in Diakonie, der Frauenhilfe und in Kindertagesstätten. Diese einzigartige Gemeinschaft hat das Potenzial, zusammen Veränderungen zum Schutz des Klimas einzufordern und anzupacken.“

Das Bild des dritten Preisträgers, Ulrich Schulter aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ahlen, zeigt aus der Vogelperspektive ein Kirchenschiff, das sich in einer Umbaumaßnahme befindet. In dessen Zentrum hebt sich farbig ein ruhender Bagger vom erdigen Boden der Kirche ab.

Foto hält einen skurrilen Moment fest

Die Jury stellt fest: „Das Bild hält einen etwas skurrilen Moment fest, der dokumentarisch Zeugnis über handfeste Veränderungen zum Klimaschutz ablegt. Er zeugt von dem notwendigen Umbruch in unseren kirchlichen Gebäuden, der aufwändig und kostspielig ist und deshalb manchmal gerne beiseitegeschoben und verdrängt wird. Der Bagger ist ein starkes Symbol für große Veränderungen und hat die Jury mit seiner Authentizität überzeugt. Das Baugerät im Sakralbau erfährt nach der jüngsten Flutkatastrophe eine weitere, ursprünglich nicht antizipierte Bedeutungsebene, die die Dringlichkeit des Handelns für den Schutz des Klimas zusätzlich unterstreicht.“

Simone Hüttenberend, Klimaschutzmanagerin der EKvW und Initiatorin des Fotowettbewerbs, beeindruckte vor allem die enorme Bandbreite der Einsendungen: „Die Beiträge kamen aus der Jugendarbeit, Kindertagesstätten, den Umweltausschüssen. Viele behandelten klassische Klimaschutzthemen wie den Umgang mit Erneuerbare Energien, Heizungen und Gebäudesanierung. Es wurden aber auch andere Aspekte behandelt, die nicht immer mit Klimaschutz in Verbindung gebracht werden: Trinkwasser, Biodiversität, Ernährung, Wiederverwertung und Recycling.“ Auch die künstlerische Umsetzung der Aufgabenstellung war vielfältig: Es gab dokumentarische, aber auch inszenierte Bilder. Manche begegneten der Fragestellung mit einem Augenzwinkern, andere mit purer Entschlossenheit. Antworten fanden sich in den theologischen Wurzeln, der christlichen Gemeinschaft und der Tatkraft jedes Einzelnen.

Die Sieger erhalten Geldpreise: Der erste Preis ist mit 500 Euro, der zweite mit 300 und der dritte mit 200 Euro dotiert. Aus allen Einsendungen wurden zusätzlich neun Fotos ausgewählt, die in Form eines Wandkalenders veröffentlicht werden. Aufgrund des großen Erfolgs soll der KIRCHE+KLIMA Fotowettbewerb in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden. Damit wechselt sich der Fotowettbewerb mit dem westfälischen Schöpfungspreis ab, der ebenfalls im Institut koordiniert wird.