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Wenn der Weihnachtspulli hübsch hässlich ist

Ob Schneemann, Weihnachtsmann, Rentier oder Politikergesicht: Weihnachtspullis sollen vor allem bunt und auffällig sein – gerne auch mit blinkenden Lichtchen. Seit einigen Jahren ist der angelsächsische Trend der „Ugly Christmas Sweaters“, der hässlichen Weihnachtspullis, auch in Deutschland angekommen – nicht nur bei jungen Leuten. Dabei scheiden sich die Geister an den bunten Strickwaren. Die einen lieben sie und tragen sie privat und sogar zur Arbeit, augenzwinkernd und oft mit einer Prise Humor und Ironie. Andere finden die grelle Ware einfach nur geschmacklos und grässlich.

Der in Grevenbroich lebende Theologe und Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti sieht in den bunten Weihnachtspullis auch etwas Provokation. Damit drücke sich ein Teil der Bevölkerung aus, der sich immer weniger mit Weihnachten identifiziere. Sie seien Ausdruck eines „Nichtakzeptierens von süßlicher christlicher Frömmigkeit“. „Man setzt dagegen, indem man das karikiert und auf Partys mit Alkohol beträufelt“, sagt der katholische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Bedrohung fürs Weihnachtsfest sehe er darin aber nicht. Damit sich der Trend zu einem Brauch entwickle, müsse er andere Dimensionen und eine größere Akzeptanz entwickeln.

Für Pfarrer Pascal Würfel aus Karlsruhe-Neureut sind die Pullis ein Ausdruck von Freude und Humor. Damit könne die frohe Botschaft in einer weniger traditionellen Weise verbreitet werden und Weihnachten für viele zugänglich werden – egal, ob sie in einer Kirche sind oder nicht. Die evangelische Theologin Sarah Banhardt macht allerdings auch auf eine Problematik aufmerksam: Viele Ugly-Christmas-Sweater seien oft billig produziert und würden schnell entsorgt werden.

Begonnen hat das Phänomen bereits in den 1950er Jahren. Damals trugen Schauspieler in den USA erstmals gestrickte Pullover in Filmen – meist schlicht im Norwegerstil mit Zopfmuster oder Schneeflocken. Danach wurde die Mode bunter. Das zeigte sich auch in den weihnachtlichen Hollywoodfilmen. 1989 trug etwa Chevy Chase weihnachtliche Strickbekleidung im Weihnachtsfilm „Schöne Bescherung“. Auch der Familienklassiker „Kevin allein zu Haus“ (1990) setzt auf Strick in weihnachtlichem Rot und Grün. In der britischen Komödie „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ (2001) trug der Schauspieler Colin Firth einen dunkelgrünen Rollkragenpullover, auf dem der Kopf eines Rentiers mit roter Nase abgebildet war. Der modische Fauxpas war danach nicht mehr peinlich, sondern wurde ein Trend.

Die USA widmen dem saisonalen Kleidungsstück sogar eigenen Tag, den „Ugly Sweater Day“, der am dritten Freitag im Dezember begangen wird, diesmal am 20. Dezember. Aber auch in Deutschland gibt es Veranstaltungen – etwa seit einigen Jahren den Weihnachtslauf „Ugly Xmas sweater run“ in Leverkusen. Am 15. Dezember wollen mehr als 500 Läuferinnen und Läufer in ihrem verrücktesten Weihnachtsoutfit teilnehmen. Die Startplätze sind seit Wochen ausgebucht.

Mittlerweile machen nicht nur Modelabels mit. Mit weihnachtlichen Motiven kleiden auch Fußballvereine wie Borussia Dortmund oder FC Bayern München ihre Fans ein. Eigene Weihnachtspullis inklusive Markenlogo bieten etwa auch Brauereien oder Supermarktketten an. Und auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sie für sich entdeckt. So zeigte er sich im vergangenen Winter in unterschiedlichen Weihnachtspullis auf Social Media. Statt Rentier-Motiv ist in diesem Jahr gleich sein eigenes Konterfei mit CSU-Schriftzug abgebildet. Gleich mehrere Exemplare ließ er davon anfertigen und will sie verlosen, trotz Spott und Häme aus dem Netz.