FRANKFURT A. M. – Die beiden großen Kirchen in Deutschland verlieren weiter Mitglieder. Der Schwund hat sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 zwar verlangsamt, nicht aber mit Blick auf die Jahre davor. Mit rund 360 000 Gläubigen verlor die evangelische Kirche im Jahr 2015 doppelt so viele Mitglieder wie die katholische, die 178 000 Mitglieder weniger zählte. Das geht aus Zahlen hervor, die die beiden Kirchen jetzt veröffentlichten.
Auch die Zahl der Austritte ging zurück. In der evangelischen Kirche sanken die Austritte um ein knappes Viertel von 270 000 im Jahr 2014 auf 210 000 im Jahr 2015. Die katholische Kirche verließen im vergangenen Jahr 182 000 Menschen, im Jahr zuvor waren es noch 218 000.
Damit ist der Abstand zwischen den beiden Kirchen weiter gewachsen: Die katholische Deutsche Bischofskonferenz zählte 2015 rund 23,8 Millionen Mitglieder, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) rund 22,3 Millionen Menschen. Zusammen vereinen sie mit 56 Prozent nur noch gut die Hälfte der Bevölkerung unter ihrem Dach. Davon macht die evangelische Kirche mit ihren 20 Gliedkirchen 27 Prozent aus, die katholische mit 27 Diözesen 29 Prozent.
Zwar haben sich die Austrittszahlen im Vergleich zu 2014 verringert – im Vergleich zum Jahr 2013 sind sie aber gestiegen. 2013 verließen rund 176 500 Menschen die evangelische Kirche, also 33 500 Menschen weniger als im jetzt dargestellten Jahr 2015. Bei den Katholiken sind die Austritte von knapp 179 000 (2013) auf 182 000 (2015) um etwa 3000 gewachsen.
Die Kirchen hatten die hohen Austrittszahlen von 2014 auf die Änderungen der Finanzämter bei der Einziehung der Kapitalertragssteuer zurückgeführt. Diese wird seit 2015 automatisch von den Banken an die Finanzämter weitergeleitet, das war 2014 angekündigt worden.
Unterschiedlich sind die Ergebnisse bei der Mitgliederzahl: Die evangelische Kirche verlor 2013 rund 320 000 Menschen, jetzt waren es 360 000. In der katholischen Kirche hingegen ist die Zahl mit 179 000 (2013) und 178 000 (2015) fast gleich geblieben. Im Jahr 2013 kehrten unter dem Eindruck des Bau- und Finanzskandals im Bistum Limburg ungewöhnlich viele Menschen der katholischen Kirche den Rücken. Auch im Jahr 2010, als die Missbrauchsfälle aufgedeckt worden waren, lag die Zahl ähnlich hoch.
Die EKD führt die Verluste „nicht zuletzt“ auf den demographischen Wandel in Deutschland zurück: So seien 2015 rund 350 000 Mitglieder der evangelischen Kirche gestorben. Die katholische Bischofskonferenz berichtet von rund 260 000 Bestattungen.
Von einem anderen Trend scheint zumindest die katholische Kirche zu profitieren: Zuwanderer aus europäischen Staaten kommen eher aus katholischen als aus protestantischen Ländern (siehe auch Seite 6). epd
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Weniger Protestanten und Katholiken
Der Mitgliederschwund geht weiter. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Trend aber abgeschwächt. Nur noch 56 Prozent der Deutschen sind Protestanten oder Katholiken