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Weniger Mitglieder, weniger Geld: Bremische Kirche setzt Prioritäten

Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen und abnehmender Finanzkraft muss die Bremische Evangelische Kirche nach den Worten ihres leitenden Theologen Bernd Kuschnerus in ihrer Arbeit zukünftig mehr als bisher Prioritäten setzen. „Mir ist es wichtig, dass wir die sozialdiakonischen Angebote stärken“, sagte der Schriftführer der bremischen Kirche mit Blick auf das neue Jahr dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Und wir wollen weiter eine Stimme in der Gesellschaft bleiben, die für Freiheit, Demokratie und Zusammenhalt spricht.“

Bis 2030 müssen Kuschnerus zufolge 30 Prozent des Haushaltsvolumens gestrichen werden. Das gilt den Angaben zufolge bezogen auf den Etat von 2019. Um den Kürzungsprozess zu begleiten, sei in der Kirche eine Koordinierungsgruppe gebildet worden. Sie empfehle unter anderem, „den Mut zu haben, Dinge zu lassen“, sagte Kuschnerus.

„Wir werden Bereiche miteinander verbinden, Synergieeffekte erzielen, Kooperationen und Fusionen zwischen Gemeinden vorantreiben und auch Gebäude aufgeben, die wir nicht mehr brauchen“, führte Kuschnerus aus. „Das müssen wir uns genau anschauen, mit den Gemeinden zusammen. Wir werden uns auch personell verkleinern müssen. Das können wir zum großen Teil – nicht immer – über Ruhestände erreichen.“

Für das kommende Jahr haben die Delegierten der bremischen Synode im November einen Haushalt von knapp 63,6 Millionen Euro im allgemeinen Teil verabschiedet, wovon rund 70 Prozent in die Gemeinden fließen. Allerdings können die Kirchensteuer-Einnahmen die Ausgaben nicht decken. Deshalb sollen etwa 6,2 Millionen Euro aus den Rücklagen genommen werden. Größter Ausgabeposten sind den Angaben zufolge die Personalkosten für die etwa 2.350 Mitarbeitenden der Kirche.

Er sehe neben der Verkündigung der guten Botschaft Christi drei Schwerpunkte in der Arbeit der Kirche, sagte Kuschnerus dem epd: „Es geht um Beteiligung, Gemeinschaft und Diakonie. Für mich hängen diese drei Themen eng zusammen, künftig mehr als bisher arbeitsteilig. Die Kirche muss nicht an allen Stellen alles gleichzeitig machen.“

In dieser Hinsicht habe die Bremische Evangelische Kirche mit ihrer größtenteils urbanen Struktur große Vorteile, betonte der leitende Theologe. „Von einem Kirchturm zum anderen ist es nicht weit, wir können vieles verbinden und gemeinsam etwas auf die Beine stellen.“ Ein Beispiel dafür seien die „Orte der Wärme“, die als sozialdiakonisches Angebot vielfach genutzt würden. Das hilft den Menschen und stiftet Gemeinschaft angesichts von Vereinzelung und fortschreitender Einsamkeit.”

Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehören zum Stichtag 1. Juli 2024 rund 155.000 Mitglieder in 52 Gemeinden. Vor zwölf Jahren waren es noch etwa 220.000. Anfang Januar haben im Bremer Westen die Gemeinden Immanuel, St. Michaelis-St. Stephani sowie Walle zur neuen Mirjam-Gemeinde fusioniert. Nun sind es insgesamt noch 50 Gemeinden.