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Weihnachtsmann im Stress

Schafft es der Weihnachtsmann wirklich, alle Geschenke rechtzeitig abzuliefern? Wie kommt er überhaupt in die Wohnung und darf er das eigentlich? Diese Fragen bewegen nicht nur Kinderfantasien. In humorvoller Weise beschäftigen sich manchmal auch Juristen und andere Experten mit der beliebten Figur und der dazugehörigen Legende. Da geht es zum Beispiel um die Frage, wie der Geschenke-Bringer mit dem Gesetz in Konflikt geraten könne. Wenn er durch den Kamin in die Häuser saust, müsste das doch ein Einbruch sein oder mindestens Hausfriedensbruch.

Der Jurist und Redakteur Felix Flaig aus Leipzig kann beruhigen. Von Einbruch spreche man nur im Zusammenhang mit Diebstahl. Der Weihnachtsmann stehle jedoch nichts, sondern bringe vielmehr Geschenke, betont Flaig im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Oft bekomme er sogar selbst Geschenke in Form von Keksen und Getränken.

Werde nichts geklaut, könne dies höchstens Hausfriedensbruch sein, sagt Flaig, der gemeinsam mit Clemens Pfeifer den Social-Media-Kanal „Die Juristen“ beim Netzwerk „funknet“ von ARD und ZDF betreibt und im vergangenen Jahr eine Podcast-Folge zum Thema veröffentlichte. Von Hausfriedensbruch spreche man allerdings nur dann, wenn sich jemand widerrechtlich Zutritt verschaffe. „Wir wollen aber, dass uns der Weihnachtsmann besucht“, erklärt Flaig. Somit werde ihm quasi eine „Zutrittserlaubnis“ erteilt. Dabei spiele es keine Rolle, wie er die Wohnung betrete – ob durch den Kamin, ein geöffnetes Fenster oder eine verschlossene Tür.

Manchmal werde auch bezweifelt, ob der Weihnachtsmann überhaupt eine gültige Arbeitserlaubnis habe. Die brauche er aber als EU-Bürger nicht, erläutert Flaig. Da er dem Vernehmen nach aus Lappland stamme, das zu Finnland gehört, dürfe er in der EU überall frei arbeiten.

Alkohol sei für den Mann in Rot und mit Rauschebart allerdings tabu, erklärt Flaig: „Gemäß Paragraf 4a Luftverkehrsgesetz ist das Führen eines Luftfahrzeugs unter Einfluss von Alkohol untersagt.“ Auch Befürchtungen, der Weihnachtsmann könne mit seinem Rentier-Schlitten zu schnell unterwegs sein und Geschwindigkeitsbegrenzungen missachten, sollten ernst genommen werden.

Denn es sei verboten, einfach so mit Überschallgeschwindigkeit zu reisen. Das Bundesverkehrsministerium könnte allerdings Ausnahmen erlauben, weiß Flaig: „Ich denke, der Weihnachtsmann wird eine solche Ausnahme bekommen.“

Sicher ist jedoch, dass der Weihnachtsmann alias Santa Claus eine Erlaubnis zum Führen eines fliegenden Schlittens hat. Ein Pilotenschein wurde ihm bereits 1927 erteilt durch den damaligen stellvertretenden US-Handelsminister für Luftfahrt, William P. MacCracken, wie ein Dokument der Library of Congress in den USA belegt.

Trotz dieser Genehmigung ist der Job des Weihnachtsmannes und seiner Helfer stressig. Schätzungen zufolge müssen sie innerhalb von 24 Stunden mehr als 150 Millionen Geschenke rund um den Globus verteilen. Daher sorgen sich Ernährungswissenschaftler und Mediziner gelegentlich um die Gesundheit des Mannes, der in Filmen und auf Bildern als stark übergewichtig mit einem rundlichen Bauch und roten Wangen dargestellt wird.

Ein australischer Mediziner kritisierte vor einigen Jahren in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ die Fettleibigkeit des Weihnachtsmanns als schlechtes Vorbild für Kinder. Immer wieder bemängeln auch Ernährungsexperten vor allem aus dem angelsächsischen Raum und Skandinavien, dass er in den klassischen Weihnachtsmann-Geschichten zu viel Kekse und alkoholische Getränke konsumiere. Dies könne Diabetes und hohen Blutdruck auslösen.

Aber auch Arbeitsschützer machen sich Gedanken um den Weihnachtsmann. Mangelnde Abwechslung und einseitige Belastung könnten die Psyche belasten, mahnte der Verband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung bereits 2011 in einem Präventionsvideo zur Weihnachtszeit und zitiert den Weihnachtsmann mit der jährlich wiederkehrenden Routine eines millionenfachen „Schornstein, Geschenke, Rentiere“.

Für den Frankfurter Consultant Tom Carlo Lehmann ist der Weihnachtsmann mit seinem Team hingegen ein Beispiel für effizientes und flexibles Arbeiten, wie es im Projektmanagement gefragt sei. Er leite nicht nur seine Helfer an, sondern koordiniere auch die Logistikteams und die Rentiere. Damit stelle er sicher, dass jedes Paket zur richtigen Zeit ankomme.

Selbst kurzfristige Wunschänderungen versuche er noch zu berücksichtigen und bewältige trotz einer strikten Deadline am 24. Dezember unbürokratisch die komplexesten Herausforderungen, lobt Lehmann. Vor allem: Den ganzen Fokus lege der Weihnachtsmann auf seine Kunden – die Kinder.