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Weihnachtskrippen mal anders – Vier Dioramen von Peter Sauerer

Die Heiligen Drei Könige bringen in Tüten und Sporttaschen ihre Gaben zum Jesuskind, und unter den Krippenfiguren sind auch echte Zeitgenossen erkennbar. Wo es das zu sehen gibt? Im Bayerischen Nationalmuseum in München.

In der weithin berühmten Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseums in München sind bis 12. Januar 2025 Werke des Künstlers Peter Sauerer integriert. Die Stücke verstünden sich als sogenannte Intervention. Mit seinen “virtuosen Dioramen” zeigt er Weihnachtskrippen mal in einer ganz anderen Weise, wie es in der Ankündigung heißt. Der 1958 in München geborene Künstler greife Themen zur Weihnachtsgeschichte und dem Marienleben in postapokalyptischen Arrangements auf.

Wer beim Thema Krippen immer nur Maria, Josef und dem Jesuskind in einer Hütte vor Augen hat, wird laut Mitteilung gewaltig überrascht werden: Die verstörenden Szenen würden aufgrund ihrer ungewohnten Ästhetik und den eigenwilligen Arrangements unbekannter und comicartig überzeichneter Figuren zur visuellen Herausforderung. Bei aller Verfremdung und damit einhergehender Zumutung gehe es dem Künstler jedoch um christliche Kernbotschaften, die er als Stützen sehe, um menschliche und kulturelle Abgründe zu verstehen.

Die erste seiner vier Krippen entstand 2020. Sie trägt den Titel “Pericolo”, italienisch für Gefährdung oder Gefahr. Sauerer verarbeite darin seine Zukunftsängste während der Covid-19-Pandemie. Sein 2022 entstandenes Werk “Assunzione” stelle das Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel dar. Im Zentrum stehe der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Mariä Himmelfahrt darzustellen sei ihm ein Anliegen gewesen, weil er als spiritueller, katholisch geprägter Mensch eine besondere Sympathie für die Muttergottes hege.

Das Diorama “Epiphania” von 2023 beziehe sich auf das Fest der Erscheinung des Herrn, den Dreikönigstag, heißt es. Die Heiligen Drei Könige kämen mit “Lidl”-Tüten und “Adidas”-Taschen, um das Kind anzubeten. Alles finde im Sommer statt, in dem allerdings die Luft verpestet zu sein scheine. Im gleichen Jahr sei “Candelaria”, die vierte und damit letzte Krippe von Sauerer entstanden. Das winterliche Szenario beziehe sich auf die Darstellung Jesu im Tempel und die Reinigung der Jungfrau Maria. Es zeige, wie zu Mariä Lichtmess die Kerzen gesegnet werden.

“Candelaria” bilde den Abschluss des postapokalyptischen Krippenzirkels von Peter Sauerer. Wer genau hinschaut, kann unter den dargestellten Personen auch einen Mann erkennen, der mit seinem extravaganten Anzug eine starke Ähnlichkeit mit dem Generaldirektor des Nationalmuseums, Frank Matthias Kammel, aufweist.

Sauerer studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und war Meisterschüler von Eduardo Paolozzi. Er arbeitet und lebt in Walleshausen bei Geltendorf und in Dießen am Ammersee.