Sogar das Bad und das Schlafzimmer stehen voller Bäume. Überall leuchtet, blinkt und glitzert es, vor dem Duschvorhang und im Computer-Zimmer. Thomas Jeromin (59) und seine Frau Susanne (58) aus dem niedersächsischen Rinteln haben erneut ihren eigenen Weltrekord geknackt und ihr privates Wohnhaus in eine bunte Weihnachtswelt verwandelt. 621 komplett geschmückte Weihnachtsbäume haben der Koch und die Altenpflegerin auf 180 Quadratmetern aufgebaut – rechnerisch dreieinhalb Bäume pro Quadratmeter. 621 Bäume – genau wie ihre Telefonnummer. „Es ist fast wie eine Sucht“, sagt Thomas Jeromin über sein ungewöhnliches Hobby. „Man muss immer mehr hinstellen, in die unmöglichsten Positionen. Und ruckzuck bist du dann auf einem neuen Weltrekord.“
Prüfer Olaf Kuchenbecker vom Rekord-Institut für Deutschland mit Sitz in Hamburg zählte die Bäume am Donnerstag offiziell nach. Er bescheinigte dem Ehepaar mit einer Urkunde, dass noch niemals auf der Welt so viele geschmückte Christbäume an einem einzigen Ort versammelt waren. Das Institut sieht sich als deutsches Pendant zum internationalen Guinness-Buch der Rekorde aus London. Es sammelt und prüft Höchstleistungen aus dem deutschen Sprachraum.
In dem verwinkelten früheren Bauernhaus aus rotem Klinker gibt es im Dezember fast keinen freien Platz mehr. Im ganzen Wohnzimmer leuchten Sterne und bunte Kugeln, und in den Abstellräumen fährt eine weihnachtliche Eisenbahn. Der größte Baum ist vier Meter hoch. Ein halbes Jahr brauchen die Jeromins, um das alles aufzubauen. Schon im Juni fangen sie damit an. Dann holen sie den sorgfältig in Kisten sortierten Weihnachtsschmuck aus dem Lager in einem Anbau. „Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, esse ich kurz etwas, und dann geht es an den Weihnachtsbaum“, erzählt Thomas Jeromin. Das ist für mich Entspannung pur.”
Inzwischen besitzt das Ehepaar mehr als 125.000 Christbaumkugeln in allen Farben und Formen sowie mehr als 50.000 Lichter an zahlreichen Ketten. Einen satten fünfstelligen Betrag haben sie im Laufe der Jahre dafür investiert. „So viel wie ein Mercedes“, sagt Thomas Jeromin. Die Bäume schmücken die beiden gern nach Themen. Neben einem Quietsche-Entchen-Baum und einem mit künstlichen Geldscheinen gibt es auch Bäume mit Motiven von „Star Wars“ und „Batman“ oder aus dem Fußball.
Das Ehepaar hat schon reichlich Erfahrung mit Weltrekorden: Schon zum sechsten Mal haben sie ihre eigene Bestmarke übertroffen. Alle Jahre wieder versuchen sie es: Vergangenes Jahr hatten sie 600 Bäume in ihren eigenen vier Wänden aufgestellt. Vor zwei Jahren waren es 555, und vor vier Jahren 444. Inzwischen lockt ihr Weihnachtshaus Familien aus ganz Deutschland an, die sich durch die Zimmer führen lassen. Presseanfragen kamen sogar schon aus Japan.
Begonnen hat alles vor 14 Jahren mit einem einzigen Baum im Wohnzimmer. „Dann bist du aus dem Zimmer herausgegangen, und Weihnachten war zu Ende“, erzählt Rekordjäger Thomas Jeromin: „Und das wollte ich nicht.“ So fing er an, auch in den anderen Räumen noch Bäume aufzustellen und immer mehr Baumschmuck zu kaufen. Aus dem Urlaub bringt er Kugeln des jeweiligen Landes mit, und auch auf Märkten ist er gezielt unterwegs. „Wenn was richtig Schönes dabei ist, schlage ich zu.“
Seine Frau zog nach anfänglichem Zögern mit: „Am Anfang war ich dagegen, ich wollte das nicht“, erzählt Susanne Jeromin. „Ich habe gesagt, ich ziehe aus, wenn das so weitergeht.“ Aber dann habe sie sich irgendwann geschlagen gegeben. „Mittlerweile finde ich es genauso toll, und ich helfe mit, wo ich kann.“ Der Alltag trotz der vielen glitzernden Bäume im Haus geht unverändert weiter.
Bis zum 6. Januar leuchtet die bunte Weihnachtswelt. Dann wird abgebaut, sechs Wochen lang. „März, April und Mai sind bei uns weihnachtsfrei“, erzählt Susanne Jeromin. „Und dann geht es wieder los.“ Und ihr Mann ergänzt: „Zum Glück.“ Denn auch im nächsten Jahr will er wieder auf Rekordjagd gehen: „Ich werde neue Plätze finden, wo ich Bäume hinstellen kann. Und die Bäume, die jetzt stehen, werde ich einfach ein bisschen enger aneinander stellen.“