Vor Jahren hatten die Gespräche begonnen, jetzt wartet die Kirchengemeinde Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern noch darauf, dass der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte endlich „in die Puschen kommt“, wie Pastor Michael Giebel sagt: Dann sollen sich bald die ersten Windräder auf zwei Flächen der Kirchengemeinde drehen – und jedes Jahr mehrere Hunderttausend Euro in die Haushaltskasse spülen, über Pachtzahlungen und eine Beteiligung am Stromertrag.
Bei ersten pommerschen Kirchengemeinden laufen die Windkraftanlagen schon
Insgesamt 50 Verträge zu Windenergieanlagen wurden inzwischen von pommerschen Gemeinden im Nordosten der Nordkirche geschlossen – dort, wo die Flächen und Wege weit sind, viele mittelalterliche Kirchengebäude zu erhalten sind. In den Gemeinden Siedenbollentin, Groß Bisdorf und Kartlow-Völschow laufen die ersten Windkraftanlagen bereits, sagt Uwe Burmester, Leiter der Grundstücksabteilung des Kirchenkreisamts in Greifswald. Zwei Mitarbeitende aus dem Amt helfen seit Jahren interessierten Kirchengemeinden, das komplizierte Prozedere bis zur Errichtung einer Windkraftanlage zu koordinieren, erklärte Burmester kürzlich bei der pommerschen Kirchenkreissynode in Züssow. Sie hätten inzwischen aber eine „Lawine an Arbeit“. Eine fast volle Projektstelle bis Anfang 2027 wurde daher in der Verwaltung geschaffen, mit Zustimmung der Synodalen.
“So werden wir unabhängiger von Fördermitteln”
Warum sich das lohnt – Beispiel Altentreptow: „Wir rechnen pro Windrad mit Einnahmen von etwa 100.000 Euro“, erzählt Pastor Michael Giebel. Wie viele Windräder die Betreiber errichten könnten, werde sich noch klären – mindestens vier, vielleicht sogar sieben. „Die Einnahmen werden uns helfen, bedrohte Mitarbeitendenstellen zu erhalten“, sagt er. Auch im Blick auf Kirchensanierungen seien sie Gold wert. „So werden wir unabhängiger von Fördermitteln.“ Nützlich in Zeiten, in denen Kommunen und Kirchen mit knappen Kassen kämpfen, erste staatliche Fördermitteltöpfe bereits versiegt sind, der pommersche Kirchenkreis wie so viele unter sinkenden Kirchensteuermitteln leidet.
Wie viele Einnahmen eine Kirchengemeinde pro Windrad hat, hängt von vielen Faktoren ab, sagt Uwe Burmester, darunter vom genauen Standort und von der Leistung der Anlage. „In den vergangenen 20 Jahren ist die Leistung und Größe der Anlagen stark gestiegen”, sagt er. “Wurden anfänglich 20- bis 30.000 Euro pro Jahr vereinbart, liegen wir aktuell bei 100- bis 200.000 Euro.“
Manche Gemeinden sind gegen eine “Verspargelung” der Landschaft
Bis alle nötigen Verträge mit einer Betreiberfirma und der Kommune geschlossen sind, die Rotoren sich auf einer Kirchenfläche drehen, dauert es laut Burmester in der Regel mindestens fünf Jahre. Aber: „Der Gesetzgeber möchte die Verfahren erheblich beschleunigen.“ So könnte es bald schneller gehen. Und gar nicht alle pommerschen Kirchengemeinderäte wollen Flächen an Anlagenbetreiber verpachten: Manche seien gegen einen Windpark vor der eigenen Tür, andere grundsätzlich gegen die „Verspargelung“ der Landschaft, sagt Burmester. Auch bei Skepsis lohne es sich aber hinzuschauen, rät er – sonst könne es passieren, dass ein Park direkt auf der Nachbarfläche entsteht. „Der Windpark konnte dann nicht verhindert werden, aber die Kirchengemeinde geht leer aus.“
“An die Frage der Solidarität müssen wir ran”
Und was ist mit Kirchengemeinden, die gar kein Land besitzen, nie solche Einnahmen haben werden, fragte Pastor Stefan Fricke aus Stralsund bei der Synode. Amtsleiter Marc Engelhardt: „Die Frage der Solidarität haben wir bisher ausgeklammert, da müssen wir aber ran, das ist klar.“
