Ein Junge steht auf dem Fünf-Meter-Turm im Freibad. Sein Freund ist schon gesprungen. Aber er traut sich nicht. Er will schon. Aber immer, wenn er nach unten blickt, geht er wieder einen Schritt zurück. Der Bademeister sieht ihn, kommt und fragt, ob er ihm ein paar Tipps geben darf. Er nimmt sich Zeit für den Jungen und motiviert ihn.
Wie gut, wenn es manchmal solche Menschen gibt, die einen motivieren. Die an einen glauben. Dann schafft man Dinge, die man schon fast aufgegeben hätte.
Als Motivation wird das bezeichnet, was uns antreibt zu einem bestimmten Verhalten. Alle bewussten und unbewussten Beweggründe, etwas zu tun – oder auch zu lassen. Ohne Motivation geschieht nichts. Hat ein Mensch keine mehr, verfällt er in Trägheit oder gar Depression.
Manchmal genügt eine innere Motivation – wie bei dem Freund, der gleich gesprungen ist. Das nennt man auch intrinsische Motivation. Und manchmal braucht es äußere Beweggründe – extrinsische Motivation genannt. So wie der Bademeister.
Was aber treibt uns an? Der us-amerikanische Psychologe Abraham Maslow hat sich ausgiebig damit befasst. Von ihm stammt die so genannte Bedürfnispyramide. Ihm zufolge sind Bedürfnisse das, was Menschen motiviert. An erster Stelle stehen dabei lebensnotwendige Dinge wie Hunger, Durst, Schlaf – körperliche Aspekte, ohne die Leben nicht möglich ist. An zweiter Stelle steht das Bedürfnis nach Sicherheit, nach Geborgenheit und Schutz. Dazu gehört zum Beispiel ein Dach über dem Kopf, ein sicherer Arbeitsplatz und Altersvorsorge.
Dann folgen soziale Bedürfnisse, die Sehnsucht dazuzugehören zu einer Familie, zu Freunden oder einem Team. Der vierte Aspekt ist der Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung. Das kann sich zeigen in Lob, Bezahlung oder Statussymbolen. Zuletzt steht das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, der Wunsch, die Persönlichkeit entfalten zu können. Später hat Maslow die Aspekte um den Punkt Transzendenz erweitert. Damit beschreibt er die Sehnsucht des Menschen nach einer Dimension, die das individuelle Selbst überschreitet.
Für viele Christinnen und Christen ist ihr Glaube eine wesentliche Antriebskraft für ihr Verhalten. Sei es der Beruf, den sie ergreifen wie Krankenschwester, Pfarrer oder Ärztin. Oder sei es ein ehrenamtliches Engagement in der Gemeinde- oder Jugendarbeit, für Benachteiligte oder im Naturschutz.
Oft kann ein und dieselbe Verhaltensweise ganz unterschiedliche Motivationen haben. So geht ein Mensch in erster Linie seiner Arbeit nach, weil er das Geld braucht, um die Familie ernähren zu können und ein Dach über dem Kopf zu haben. Bei einem anderen kann die Motivation hauptsächlich darin liegen, dass er sinnvoll findet, was er tut.
Der Junge übrigens stand fast eine halbe Stunde auf dem Fünfer-Turm. Der Bademeister hat ihm hilfreiche Hinweise gegeben, ihm aber am Ende auch ein Ultimatum gesetzt. Wenn er in den nächsten fünf Minuten nicht springt, müsse er die Treppe nehmen, sonst erkälte er sich. In der letzten Minute ist er gesprungen. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht tauchte er auf und rief dem Bademeister „Danke“ zu.