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Warum ein Pfarrer im Sommer über Weihnachten nachdenkt

An Heiligabend und Weihnachten sind die Kirchen voll. Für viele Menschen gehört das zum Fest dazu. Im Hunsrück beginnt Pfarrer Kai Georg Quirin daher bereits im Sommer mit den Vorbereitungen.

In der Weihnachtszeit kommen bundesweit Millionen Menschen zur Ruhe und nutzen die Feiertage für ein Innehalten. Andere müssen auch in dieser Zeit arbeiten, darunter Pfarrerinnen und Pfarrer, die an diesen Tagen in den Kirchen zahlreiche Messen halten. Mögen auch die Mitgliederzahlen in den beiden großen Kirchen zurückgehen, in der Weihnachtszeit gehört nicht nur für Christen der Besuch eines Gottesdienstes dazu.

Einer, der daher ebenfalls viel zu tun hat, ist Pfarrer Kai Georg Quirin von der katholischen Pfarrei Herz Jesu im Hochwald – gelegen am Rande des rheinland-pfälzischen Mittelgebirges Hunsrück. “Wie ganz viele andere Leute habe auch ich nicht frei”, sagt der 45-Jährige. “Wie im medizinischen Bereich, bei der Polizei oder Feuerwehr und auch in der Gastronomie, in der Kunstszene oft auch, muss der Pastor an Heiligabend und Weihnachten arbeiten.”

Ende 2023 gehören mit fast 1,2 Millionen Menschen 47,7 Prozent der Gesamtbevölkerung auf dem Gebiet des Trierer Bistums der katholischen Kirche an. Rund 10.000 Menschen davon betreut Quirin in seiner Pfarreiengemeinschaft. Sie sind verteilt auf 14 Ortsgemeinden mit einer Gesamtfläche von rund 180 Quadratkilometern. Das ist eine logistische Herausforderung für einen Pfarrer, der an diesen Feiertagen eigentlich überall gewünscht ist.

“Also man kann sich immer nur an einer Stelle auf einmal aufhalten”, sagt Quirin. Doch sei gerade Heiligabend der wichtigste Tag für die Menschen. Die Angebote fangen daher am Nachmittag des 24. Dezember an und reichen bis in die späten Abendstunden. “Wir richten uns an Kinder und Familien und bieten natürlich auch die klassische Christmette an – mit Chorgesang und allem, was dazugehört”, unterstreicht der Pfarrer. Bis zu tausend Besucher kämen zu solch einer 16-Uhr-Messe.

Meist kehre er erst am frühen ersten Weihnachtstag heim, um 9.00 Uhr gehe es weiter. Dann finden in den beschaulichen Dorfkirchen klassische Hochämter statt. Trotz der Terminfülle empfinde er keinen Stress. “In dem Moment ist es nur noch die Feier. Die kostet auch Konzentration, aber die Vorarbeit ist da ja getan, und ich weiß, dass das ein Dienst ist, den viele Leute gerne wahrnehmen.” Das motiviere. Es kämen auch wesentlich mehr Menschen in die Kirchen als an den Ostertagen.

Eine Herausforderung für die Pfarrgemeinde mit Sitz in Schillingen, die hauptamtlich nur besetzt ist mit einer Gemeindereferentin und eben ihrem Pfarrer. Unterstützung kommt durch einen Mitarbeiter aus dem pastoralen Raum des Bistums Trier, der als Priester aushilft. Insgesamt sind Hunderte Menschen gemeinsam an der Planung der Weihnachtsangebote beteiligt.

Es gibt bei Herz Jesu allein drei Teams von Ehrenamtlichen, die für die Familien spezielle Angebote machen – etwa das Krippenspiel der Familienandachten. Sie organisieren sich eigenverantwortlich und unterstützen so ihren Pfarrer. Dazu kommen zahlreiche weitere Beteiligte, etwa die Kirchenchöre und die Gruppen der Messdiener.

Die Vorbereitungen auf Heiligabend und die Weihnachtszeit beginnen daher bereits im Sommer. “Wann wir welchen Gottesdienst feiern oder Ehrenamtliche ihre Angebote planen, darüber beginnen wir im August nachzudenken. Anfang Oktober, spätestens, muss dann das Programm eigentlich stehen”, verrät der ursprünglich aus dem Saarland stammende Seelsorger.

Sonst sei es auch für die Kirchenmusik kaum mehr zu planen. Seine große Sorge ist, dass er genau zu den Festtagen krank wird. Das ließe sich auch durch die beste Planung nicht verhindern. Allein sechs Veranstaltungen in fünf Dörfern kündigt der aktuelle Pfarrbrief für den 24. Dezember an, darunter Kinderkrippenfeiern und Familien- sowie Christmetten.

Dass die Menschen so zahlreich zu ihm kommen, liegt nicht nur am Wunsch, den Glauben gemeinsam zu erleben oder an der Tradition. Auch die Persönlichkeit des Pfarrers begeistert viele. Denn der Saarländer benutzt gerne einmal den lokalen Dialekt, er macht Witze oder kleine Anspielungen und spricht die Gläubigen mitunter direkt an.

“Ich habe eine sehr große Krippe und die persönliche Tradition, dass ich das Jesuskind in der Hosentasche in die erste Mette mitnehme”, berichtet Quirin und schmunzelt. “Wenn ich dann nach Hause komme am Abend, dann lege ich dieses Jesuskind erst in meine Krippe – das ist für mich der Aspekt, der Weihnachten so besonders macht.”

Und er freut sich auf Familienbesuch. “Meine Mutter kommt in der Regel für die Feiertage zu mir.” Zusammen mit ihr treffe er am zweiten Feiertag seinen Bruder.

Als sein eigentliches Weihnachtsfest empfindet er dennoch Heiligabend in der Kirche. “Weil ich ja Weihnachten dort feiere, wo es auch wirklich für mich zentral ist – nämlich im Gottesdienst.”