Schon einmal haben sie sich in diesem Jahr getroffen: Papst Franziskus und Antje Jackelén. Das war im Juni im Vatikan, als der Papst die schwedische Ökumene-Pionierin und Judenretterin Maria Elisabeth Hasselblad und den polnischen Ordengründer Jan Papczynski im Vatikan heiligsprach. Nun reist der Papst ins schwedische Lund, um dort an einer ökumenischen Reformationsgedenkfeier teilzunehmen. Das 500. Reformationsjubiläum 2017 werde ökumenisch und nicht nur in Europa, sondern weltweit begangen, sagte Antje Jackelén, Erzbischöfin der lutherischen Schwedischen Kirche. Am 31. Oktober wollen der Lutherische Weltbund und Papst Franziskus im schwedischen Lund unter den Motto „Vom Konflikt zur Gemeinschaft – Verbunden in Hoffnung“ zusammen Gottesdienst feiern. Mit der aus Herdecke in Westfalen stammenden schwedischen Erzbischöfin sprach Nicola Glass.
Wie kam es zu der gemeinsamen Gedenkfeier zum Reformationsjubiläum mit Papst Franziskus in Lund? Wie laufen die Vorbereitungen?
Der Papst kommt ja als Mitarrangeur, denn es geht hier um das gemeinsame Gedenken an 500 Jahre Reformation, und dieser Besuch ist eine Frucht von fast 50 Jahren Dialog zwischen Rom und Genf, also zwischen dem Vatikan und dem Lutherischen Weltbund (LWB).
Das Ganze basiert eigentlich auf einer Schrift, die 2013 veröffentlicht wurde mit dem Titel „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“. Bei diesem Text von etwa 90 Seiten handelt es sich um die erste von Katholiken und Lutheranern gemeinsam verfasste Beschreibung der Reformation in Geschichte und Gegenwart. Und das ist, finde ich, ein Riesenschritt vorwärts.
Noch mehr freut mich, dass in dieser Schrift fünf Imperative benannt werden, fünf gemeinsame Aufforderungen, die wirklich auch Zukunftsperspektiven aufweisen, dass zum Beispiel das gemeinsame Bezeugen des Evangeliums und der gemeinsame Dienst an der Welt etwas ist, dem wir uns gemeinsam verpflichten.
Was hat die Schrift bewegt?
Daraus ist diese Initiative erwachsen, zum Auftakt des Jubiläumsjahres am 31. Oktober 2016 einen gemeinsamen Gebetsgottesdienst abzuhalten, und es war im Grunde der Wunsch Roms, dass dieser in Lund stattfinden soll. Und der Lutherische Weltbund hatte natürlich nichts dagegen, weil der LWB ja auch 1947 in Lund gegründet worden ist.
Wie wegweisend ist der Umstand, dass Papst Franziskus persönlich nach Lund kommt?
Der Lutherische Weltbund hat von vornherein sehr deutlich gemacht, dass wir das Reformationsjubiläum in ökumenischer Verantwortung und in globaler Verantwortung begehen wollen. Denn Reformation ist heutzutage ja kein deutsches oder europäisches Phänomen mehr, sondern es ist ein globales Phänomen. Außerdem wollen wir daran erinnern, dass Reformation nichts Abgeschlossenes ist, sondern dass Reformation ein laufender Prozess ist. Und von daher ist es wichtig, dass auch Vertreter aus anderen Teilen der Welt kommen, dass es ein internationales Ereignis ist. Für uns ist außerdem wichtig zu betonen, dass der LWB und Rom gemeinsam dazu einladen.
Wie würden Sie das heutige Verhältnis zwischen Lutheranern und Katholiken in Schweden beschreiben?
Schweden ist im Vergleich zu Deutschland dahingehend speziell, dass die Schwedische Kirche bis zum Jahr 2000 eine Staatskirche war. Religionsfreiheit haben wir eigentlich relativ spät bekommen, hier in Schweden war das Anfang der 50er Jahre. Die katholische Kirche ist eine Minoritätskirche, die davon geprägt ist, dass es dort einerseits sehr viele Einwanderer gibt und andererseits Menschen, die von der Schwedischen Kirche zum katholischen Glauben konvertiert sind. Und das prägt auch ein bisschen die Beziehungen:
Auf der einen Seite sieht man diese Minoritäts-Majoritäts-Problematik, auf der anderen Seite die Konversionsproblematik. Denn wenn jemand „von etwas wegkonvertiert“, dann hegt man oft keine so richtig sympathischen Gedanken in Bezug auf den Zusammenhang, von dem man sich abgewendet hat. Von daher ist Ökumene – katholisch-lutherische Ökumene – in Schweden nicht immer das Al-lereinfachste. Es gibt aber auch ein gutes Miteinander.