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Vorsicht Nähe

Im Großen und Ganzen verstehen sie sich gut bei uns, die Kirchen und die Politik. Aktuelles Beispiel: der Besuch von Frank-Walter Steinmeier im Jubiläumsgottesdienst der v. Bodelschwinghschen Stiftungen in Bethel. Dass der Bundespräsident ganz selbstverständlich in einer Kirche Platz nimmt, steht für eine Offenheit, die in vielen Bereichen zu konstruktiver Zusammenarbeit führt – man denke nur an Kindergärten oder Krankenhäuser. Eine Win-win-Situation.
Aber dieses enge Zusammenspiel gefällt nicht allen, und die Kritiker haben gute Gründe für ihre Skepsis. Denn bei allzu großer Nähe geraten die Kirchen in die Gefahr, nur noch als moralische Abnicker der Politik wahrgenommen zu werden. Bei Konflikten dagegen, etwa beim Thema Kirchenasyl oder Waffenexporte, heißt es herablassend: Mit dem Evangelium kann man keine Politik machen. Dieser Spagat zwischen prophetischem Amt und gesellschaftlichem Einfluss muss immer wieder neu ausbalanciert werden – ein Anspruch an die Kirchenleitenden, aber auch an alle, die sich zur Kirche zählen.