In Brasilien endete unlängst die jüngste Weltklimakonferenz. Basis für diese Verhandlungen ist ein vor zehn Jahren geschlossenes Abkommen. In Paris wurde 2015 Geschichte geschrieben.
Am späten Abend des 12. Dezember 2015 war der Durchbruch geschafft. “Wir müssen. Und wir können. Und ich habe immer gesagt: ‘Wir werden’. Heute kann ich sagen: ‘Wir haben es geschafft”, meint eine erleichterte Chefin des Klimaschutzsekretariates UNFCCC, Christiana Figueres. “Es leben die Vereinten Nationen, es lebe die Erde, es lebe Frankreich”, ruft Frankreichs Präsident Francois Hollande, nicht gerade ein begnadeter Redner, in den voll besetzten Saal. Der sonst eher zurückhaltende UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigt Anflüge von Euphorie: “Was einst undenkbar war, erscheint jetzt unaufhaltbar.”
Kurz zuvor hatten die Delegierten aus 196 Staaten im schmucklosen Kongresszentrum Le Bourget bei Paris nach jahrelangen und zähen Verhandlungen ein Weltklimaabkommen beschlossen. Das erklärte Ziel der Übereinkunft: den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu reduzieren, um die Folgen des Klimawandels in einem noch beherrschbaren Rahmen zu halten. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur soll auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzt werden. Hierzu müssen alle Unterzeichner nationale Klimaschutzbeiträge vorlegen.
Das Treffen in Frankreich hatte vor zehn Jahren, am 30. November 2015, begonnen und verlangte den Teilnehmern einiges ab, wie sich die SPD-Politikerin Barbara Hendricks, damals Bundesumweltministerin, erinnert. “Die Luft in den Messehallen war schnell verbraucht. Außerdem war die Verpflegung – eigentlich erstaunlich für Frankreich – nicht besonders gut. Es gab hauptsächlich Baguette.” Dessen ungeachtet sei jedoch die Zuversicht groß gewesen, zu einem Abschluss zu kommen.
Die großen Player wie die USA, China und Russland waren offen für Kompromisse. Und die kleineren Staaten hatten in Tony de Brum, Außenminister der Marshallinseln, einen ebenso angesehenen wie erfahrenen Wortführer. De Brum, einer der “Helden des Gipfels”, setzte durch, dass die völkerrechtlich allerdings nicht bindende Empfehlung von einer Begrenzung der Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad Aufnahme in den Vertragstext fand.
Als “Moment der Hoffnung, dass es der Weltgemeinschaft gelingen kann, unser aller Lebensgrundlagen zu bewahren”, hat die Klima-Expertin von Misereor, Anika Schroeder, den Abschluss der Verhandlungen in Erinnerung. “Wir waren euphorisch.” Ähnliches berichtet der Direktor der Münchner Klimaversicherungsinitiative MCII und Leitender Wissenschaftler am Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der UN-Universität in Bonn, Sönke Kreft. Zugleich habe sich “ein Gefühl der Demut” eingestellt. Denn das Abkommen beinhaltete jede Menge Hausaufgaben für die internationale Staatengemeinschaft.
Wer soll die Fortschritte beim Klimaschutz prüfen? Wie genau lassen sich die nationalen Pläne miteinander vergleichen? Diese und andere Fragen bestimmen seither die auf Paris folgenden Verhandlungen. “Nach Paris war klar: Wir haben die technischen Möglichkeiten, kennen die Pfade hin zu Klimaschutz und haben gemeinsam bekräftigt, die Ärmsten in der Klimakrise bei der Anpassung an die Veränderungen sowie beim Umgang mit Schäden und Verlusten zu unterstützen”, sagt Schroeder. “Klimagerechtigkeit schien erreichbar.”
Zehn Jahre nach Paris ist manches an Euphorie verflogen, wie die Misereor-Vertreterin einräumt. Trotzdem: “Wer hinsieht, erkennt viele positive Entwicklungen.” So seien erneuerbare Energien derart günstig geworden, dass in vielen Ländern die Märkte der Klimapolitik weit voraus seien. “Erstmals wurde im vergangenen Jahr genauso viel in Erneuerbare wie in fossile Energien investiert.”
Die Herausforderungen bleiben gleichwohl enorm. Kriege und Krisen wie in der Ukraine bestimmen die Schlagzeilen. Und Player wie die USA unter Präsident Donald Trump sägen weiter an dem, was für Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung unerlässlich ist: die gemeinsame Suche nach Konsens unter den Staaten der Welt.