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Woher die Ikea-Möbel ihre Namen haben

Wie klimafreundlich ist eigentlich Ikea? Und warum heißen die Möbelstücke Billy, Ivar oder Lill? Ein Streifzug durch die Firmengeschichte zum 50.Geburtstag der ersten deutschen Filiale.

In Eching bei München ist 1974 die erste deutsche Ikea-Filiale an den Start gegangen
In Eching bei München ist 1974 die erste deutsche Ikea-Filiale an den Start gegangenImago / Sven Simon

Die einen gehen hin wegen der Köttbullar mit Kartoffelbrei und Preiselbeeren, die anderen wegen des Bällebads; und natürlich ist man hier auch richtig, wenn man einen neuen Kleiderschrank oder neue Bettwäsche braucht. Der Schwede Ingvar Kamprad vom Hof Elmtaryd in Agunnaryd hatte Anfang der 1940er Jahre die Ikea-Idee. Wer die Anfangsbuchstaben seines Namens, seines Hofes und seines Herkunftsortes zusammensetzt, weiß jetzt auch, woher der Name des weltweit bekannten Unternehmens stammt.

Vor 50 Jahren, am 17. Oktober 1974, wurde die erste Ikea-Filiale in Eching bei München eröffnet. Auf 9.000 Quadratmetern Fläche bot sie Möbel, zumeist aus Kiefernholz, “die man selbst abholen und aufbauen muss”, wie es in einer Meldung von damals hieß. Dafür seien die Waren auch bis zu 40 Prozent billiger als konventionelle Einrichtungsgegenstände.

Ikea hat immensen Holz-Verbrauch

54 Einrichtungshäuser gibt es allein in Deutschland, mehrere hundert weltweit. Dass es bei derartiger Massenproduktion bei Ikea nicht klimafreundlich zugehen könne, wird immer wieder kritisiert – eine Arte-Doku berichtete etwa kürzlich unter dem Titel “Wie Ikea den Planeten plündert” über den immensen Holz-Verbrauch des Unternehmens.

Nichtsdestotrotz hat das Unternehmen auch Kollektionen, die es explizit als sozial fair und ökologisch anpreist. Und Ikea-Chef Jesper Brodin sagte unlängst in einem Focus-Online-Interview, dass sein Unternehmen durchaus eine “Kreislaufwirtschaft” anstrebe – auch wenn es immer einen gewissen Anteil von Rohmaterialien in der Produktion geben werde. “Heute bestehen bereits 17 Prozent unserer Produkte aus recycelten und 56 Prozent aus erneuerbaren Materialien.”

Ingvar Kamprad, hier im Oktober 2008, hat Ikea gegründet
Ingvar Kamprad, hier im Oktober 2008, hat Ikea gegründetImago / Kamerapress

In Schweden gibt es das Einrichtungshaus bereits seit mehr als 80 Jahren. Ingvar Kamprad gründete es 1943 im Alter von 17 Jahren. Als Belohnung für seine guten Schulnoten gab sein Vater ihm eine kleine Summe Geld, die er nutzte, um eine Firma zu gründen. Er verkaufte zuerst Haushaltsartikel wie Stifte, Brieftaschen und Bilderrahmen. Zunächst transportierte er sie über den Gemeinde-Milchwagen. Der Handel florierte, 1948 begann er, Möbel zu verkaufen.

Warum bietet Ikea Kottbullär an?

Haferkekse, Hot Dogs oder Zimtschnecken: Seit 1960 werden bei Ikea auch Snacks angeboten. Auch diese Idee stammt laut Angaben vom Gründer selbst: Kamprad war aufgefallen, dass die Menschen das Einrichtungshaus in der Erstgründungstadt Älmhult um die Mittagszeit verließen, um in Restaurants oder auf der Straße etwas zu essen. Ihm wurde klar, “dass hungrige Kunden weniger kaufen”, wie es auf der Homepage heißt. Das kulinarische Angebot werde, je nach regionalen Vorlieben, angepasst – in Deutschland gibt es demnach in den hauseigenen Restaurants mehr vegetarische Speisen als in jedem anderen Land.

Auch dass alle Ikea-Produkte Namen aus dem skandinavischen Sprachraum tragen, geht auf eine Geschichte zurück, die man sich über den Gründer erzählt: Weil er sich Zahlen schlecht merken konnte, entschied er sich, den Produkten Namen zu geben.

Auch die Köttbullar bietet Ikea mit Hintergedanken an
Auch die Köttbullar bietet Ikea mit Hintergedanken anImago / Petra Schneider

In der Regel bekommen Wohnzimmermöbel wie Sofas oder Couchtische schwedische Ortsnamen, wie etwa Klippan. Badezimmerartikel sind nach Flüssen und Seen benannt, Gardinenstoffe erhalten weibliche Namen wie Lill während Einrichtungsstücke wie Ivar-Regalsysteme Männernamen tragen. Funktionaler wird es bei Küchenartikeln: So bedeutet zum Beispiel Snitta – der Name für das Messersortiment – “schneiden”.

Dabei heißt es aufpassen: Immer wieder komme es zu lustigen oder peinlichen Doppeldeutigkeiten oder Aussprachen der schwedischen Begriffe, wie es aus der Pressestelle heißt. “Vor einigen Jahren gab es den Fall mit einem Quilt namens Kräpp, was mit einer englischen Aussprache leider nach etwas ganz anderem als nach dem harmlosen Kreppmaterial klingt”. “Crap” bedeutet im Englischen Müll, was aus Marketingsicht nicht gerade optimal war.

Eine Nacht bei Ikea

Und was fällt einem noch zu Ikea ein? Dass es schade ist, dass der Ikea-Katalog seit 2020 nicht mehr gedruckt wird. Dass das schwedische Du sich hier schon vor Jahren etablierte. Dass beim Aufbau eines Möbelstücks immer eine Schraube verloren geht oder von vorneherein zu fehlen scheint. Dass man die riesigen blauen Plastiktüten perfekt für den Familienausflug an den Strand nutzen kann.

Dabei braucht Durchhaltevermögen, wenn man in der Vielfalt des Angebots die Übersicht behalten will: Typisch Ikea ist eben auch, dass man durch das ganze Haus geschleust wird, auch wenn man nur ein paar Kaffeetassen kaufen will.

Zum deutschen Jubiläum bietet Ikea das an, wovon zumindest viele Kinder träumen: einmal bei Ikea zu Hause zu sein. Man kann eine Übernachtung in den dortigen Betten gewinnen.