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Von der wahren Quelle

Der Mensch besteht zu einem großen Teil aus Wasser und braucht es dringend zum Leben. Aber es gibt auch das andere Wasser, nach dessen Genuss man nicht mehr durstig wird. Wo aber liegt die Quelle dieses Wassers? Eine geistliche Betrachtung

Samo Trebizan - stock.adobe.com

Dass es in den vergangenen Wochen in vielen Teilen Deutschlands wenig bis gar nicht geregnet hat, spüren ganz besonders die Gartenbesitzer und Landwirte. Rasenflächen sind von der Sonne verbrannt, und Kübelpflanzen müssen jeden Tag gewässert werden, um nicht zu vertrocknen. In den trockenen Regionen fällt die Weizenernte deutlich schlechter aus als in den vergangenen beiden Jahren. Das bedeutet für die betroffenen Landwirte eine echte Herausforderung, wenn es darum geht, den Betrieb über die Runden zu bringen.

„Durst ist schlimmer als Heimweh“

Zu wenig Wasser ist also ein echtes Problem, auch in Deutschland. Und hin und wieder kann man das auch sehr deutlich am eigenen Leib spüren. Nämlich dann, wenn man draußen unterwegs ist, die Sonne brennt und man nichts zu trinken hat. Wenn einem die Zunge schier am Gaumen klebt, dann kann man bestätigen, dass der Spruch „Durst ist schlimmer als Heimweh“ nicht ganz falsch ist. Da zeigt sich schnell, wie abhängig der Mensch vom Wasser ist und dass er ohne etwas Flüssiges nicht lange überleben kann. Wie wunderbar ist dann die Erfahrung, wenn man mit trockener Kehle so viel trinken kann, wie man möchte!
Schon in der Bibel ist immer wieder die Rede davon, wie wohltuend es ist, einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen. So kommt etwa Jesus auf einer Reise, müde vom Unterwegssein, an einen Brunnen, wo er eine Frau darum bittet, ihm Wasser zu geben. Im Gespräch, das sich auf diese Bitte hin entwickelt, macht Jesus deutlich, dass es zum Leben zwar Wasser braucht, dass es im Leben aber um mehr geht als nur darum, die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Jesus selber bietet sich an als das Wasser, nach dessen Genuss man nicht mehr durstig wird.
So wie die Frau am Brunnen sich davon berühren lässt, kann sich jeder von dem Angebot Jesu ansprechen lassen und darüber nachdenken, was das für einen selber bedeutet. Die Urlaubstage laden dazu ein, den eigenen Quellen nachzuspüren und sich zu fragen: Lebe ich nur von dem Wasser, das mich wieder durstig werden lässt? Oder habe ich meine Quelle schon gefunden und genieße lebendiges Wasser? Und wenn ja, wie sieht die Quelle für mich aus? Welche Möglichkeiten habe ich, daraus zu schöpfen, auch und gerade im Alltag?
Die entspannten Tage im Sommer können die Gelegenheit bieten, selber zum Wünschelrutengänger zu werden und den eigenen Quellen auf den Grund zu kommen. Auch verbunden mit der Frage, ob das, was man selber für lebendiges Wasser hält, wirklich lebendig macht, oder ob es an der Zeit sein könnte, nach neuen Brunnen Ausschau zu halten.

Erinnerung hilft, die Dürre des Alltags zu überstehen

Und wer schon schöpfen kann aus den Strömen lebendigen Wassers, der kann die Ferien dazu nutzen, das auszukosten und zu genießen. Der kann seine Zellen mit Wasser auffüllen. Denn so, wie Gärtner und Landwirte unter der Trockenheit dieses Sommers leiden, so kann es im Alltag geschehen, dass einem schnell bewusst wird, wie kostbar die Zeiten sind, in denen man an der Quelle schöpfen kann. Dann kann sich der glücklich schätzen, der seine Speicher aufgefüllt hat und daraus zehren kann. Die Erinnerung an die guten Tage lässt einen dann die ein oder andere Dürre des Alltags überstehen. Und die Aussicht, dass der nächste „Brunnen“ auf jeden Fall kommt, kann helfen, Durststrecken zu überwinden.