Der Bertelsmann-Konzern hat vor kurzem deutlich erklärt, seine Unternehmenswerte seien mit den Inhalten und Zielen der AfD nicht vereinbar. Wie halten es andere Medienhäuser? Der KNA-Mediendienst hat nachgefragt.
Im März hatte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe für seinen Konzern klar Stellung bezogen: Die Werte von Bertelsmann und die der AfD seien unvereinbar, sagte er im Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Mitarbeitende von Bertelsmann, die mit dieser Partei sympathisierten, “sollten sich prüfen, ob sie zu uns und unseren Werten passen”.
Eine so eindeutige Ansage ist allerdings längst nicht in allen deutschen Medienhäusern üblich, wie eine Stichproben-Umfrage des KNA-Mediendienstes zeigt.
Immerhin: Für die zu Bertelsmann gehörende RTL-Gruppe ist die Lage klar, betont ein Sprecher: “RTL Deutschland begrüßt die von Thomas Rabe für Bertelsmann getätigten Aussagen und teilt sie.”
Der “Spiegel”, an dem Bertelsmann mit 25,5 Prozent der Anteile über die Hamburger “Reinhard Mohn Medienholding” beteiligt ist, erklärt zu einer möglichen Nähe seiner Mitarbeitenden zur AfD und zu rechtem Gedankengut: “Niemand, der die freiheitliche Demokratie in Frage stellt, kann sich bei uns ernsthaft wohlfühlen.”
Springer verweist auf die zum Teil noch von Konzerngründer Axel Springer festgelegten und seitdem mehrfach modifizierten Unternehmensgrundsätze. Dort heißt es: “Wir lehnen politischen und religiösen Extremismus und jede Art von Rassismus und sexueller Diskriminierung ab.” Damit sei klar und transparent festgehalten, “dass Rassismus und (politischer) Extremismus nicht mit den Unternehmenswerten von Axel Springer vereinbar sind”, so Unternehmenssprecher Adib Sisani.
Die “taz” wiederum schätzt sich glücklich, “dass wir es nicht für nötig halten, solche Empfehlungen aussprechen zu müssen”, so Chefredakteurin Ulrike Winkelmann: “Wer sich bei der taz bewirbt, weiß um die Werte, zu denen sich die taz bekennt – sie stehen den politischen Vorstellungen der AfD in jeder Hinsicht entgegen.”
Auch bei der Funke Gruppe (u.a. “WAZ”, “Braunschweiger Zeitung”) gibt es nach Unternehmensauskunft “Guidelines, die unmissverständlich deutlich machen, dass extremistisches Gedankengut bei unseren Mitarbeitenden und in unseren Produkten unvereinbar mit unseren Werten sind”. Zudem lehne es das Medienhaus bereits seit 2019 ab, Anzeigen der AfD zu veröffentlichen.
Bei der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” sind die Redakteure verpflichtet, die freiheitlich-demokratische Grundordnung einzuhalten. Dies ist nach Verlagsangaben Bestandteil der Arbeitsverträge: “Zu den Auszügen aus der Präambel der Redaktionsverträge gehört, dass die FAZ für eine freiheitliche und soziale Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung eintritt.” Dazu gehörten auch “interne Meinungsfreiheit und geistiger Pluralismus”.
Beim Berliner “Tagesspiegel” heißt es: “Grundsätzlich ist die politische Einstellung Privatsache, weshalb wir beim Tagesspiegel weder die Mitarbeitenden nach ihren parteipolitischen Präferenzen fragen noch entsprechende Empfehlungen aussprechen.” Wer allerdings “nicht mit beiden Beinen fest auf dem Boden des Grundgesetzes steht, ist beim Tagesspiegel falsch”.
Auch bei Hubert Burda Media (u.a. “Focus” und viele Zeitschriften) werde “nicht die politische Gesinnung der Mitarbeitenden” geprüft:, so ein Sprecher: “Wir haben uns als international agierende Unternehmensgruppe auf Vielfalt, Unternehmertum und Verantwortung verpflichtet und führen unsere Mitarbeitenden anhand dieser drei Grundwerte.”
Die ProSiebenSat.1 Media SE verweist ähnlich wie RTL darauf, dass Vielfalt und Diversität für sie als Kreativunternehmen unabdingbar sind: “Mehr als jede:r sechste unserer Mitarbeitenden hat eine ausländische Nationalität und viele weitere Kolleg:innen eine Einwanderungsgeschichte. Gerade die Unterschiedlichkeit macht uns als Medienunternehmen aus”, so das Unternehmen auf Anfrage.
Die ARD erinnert in ihrer Antwort daran, dass sie “vor fast 75 Jahren als demokratischer Gegenentwurf zum gleichgeschalteten Propagandasystem der Nationalsozialisten” gegründet wurde: “Wenn es wie derzeit in das Dach der Demokratie reinhagelt, dann ist es umso mehr Aufgabe und Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sich auf die Grundwerte des demokratischen Zusammenhalts und die Rolle unabhängiger Medien darin zu besinnen.”
Weiter heißt es: “Die Mitarbeitenden werden nicht nach ihrem Parteibuch befragt, genauso wenig wie wir sie nach ihrer Religionszugehörigkeit oder ihrer sexuellen Orientierung fragen. Gesinnungsschnüffelei dieser Art lehnen wir ab.” Erwartet würden in jedem Fall “Professionalität im Umgang mit Andersdenkenden” sowie das Bekenntnis zu den Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der auf den Grundfesten der Demokratie ruhe.