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Vlad III. Tepes / Vlad der Pfähler

Den irische Romancier Bram Stoker wurde durch ihn zur Erfindung des transsilvanischen Blutsaugers Graf Dracula inspiriert. Tatsächlich hatte Vlad III., ein “Sohn des Drachen”, ein anderes, wenn auch nicht munteres Leben.

Vlad III. (um 1431-1476/77), genannt “Tepes” (der Pfähler), war Fürst der Walachei im heutigen Rumänien. Er folgte auf seinen Vater Vlad II., der dem Drachenorden zur Verteidigung des katholischen Glaubens angehörte; daher sein zweiter Beiname “Draculea” (Sohn des Drachen).

Den irischen Schriftsteller Bram Stoker (1847-1912) inspirierten dieser Beiname sowie Berichte über die angebliche Grausamkeit dieses walachischen Fürsten zu seinem 1897 erschienenen, weltberühmt gewordenen Gruselroman über einen untoten siebenbürgischen (“transsilvanischen”) Grafen “Dracula”, der als Vampir in England sein Unwesen treibt. Mit dem historischen Vlad III. hat diese Romanfigur freilich nichts gemein.

Vlad Tepes wurde vermutlich 1431 im siebenbürgischen Schäßburg (rumän. Sighisoara) geboren und soll dort seine ersten Lebensjahre verbracht haben. In drei Phasen seines Lebens (1448; 1456-1462; 1476war er Woiwode (Heerführer/Herrscher) des halbautonomen Fürstentums Walachei. Als solcher stellte er sich gegen das Eindringen der Osmanen im Karpatenbogen. Dabei sagten ihm seine Gegner – wohl auch aus politischen Gründen – in Schmähschriften größte Grausamkeit nach, etwa eine Vorliebe für Hinrichtungen.

Machtpolitisch musste Vlad in seinem Territorium zwischen den Osmanen im Süden, dem eigenen Adel und dem ungarischen König schaukeln, zu dessen Grenzgebiet Siebenbürgen gehörte. Alle Parteien setzten ihn unter starken Druck. Zudem war die Walachei schon über Jahrzehnte Schauplatz bürgerkriegsartiger Zustände gewesen, mit entsprechend verbreiteter Unsicherheit und Kriminalität.

Viele der dem Fürsten zugeschriebenen Gräueltaten erscheinen in diesem Licht als Exempel an Rivalen, aber auch an der Zivilbevölkerung, nach innen wie nach außen. Das Pfählen als Abschreckungsmethode hatte er selbst als Geisel in türkischer Haft kennengelernt.

Nach zahllosen politischen Wechselfällen schlug der Woiwode in einem eigentlich aussichtslosen Kampf 1462 die Osmanen zurück, auf Kosten eines verwüsteten Landes. Zum Dank nahm ihn sein halbherziger Verbündeter, der ungarische König Matthias Corvinus, wegen angeblichen Verrats für zwölf Jahre in Haft; wohl um sich damit eines potenziellen politischen Rivalen zu entledigen.

Noch einmal wendete sich das Blatt: 1476 konnte Vlad, gemeinsam mit dem moldauischen Woiwoden Stefan III., die Walachei von den Osmanen zurückerobern und für einige Wochen sein Amt zurückgewinnen. Doch Ende 1476 oder Anfang 1477 wurde er schließlich getötet, im Gefecht oder auf der Flucht. Sein Kopf soll, in Honig eingelegt, dem Sultan als Geschenk gebracht und in Konstantinopel auf einer Stange aufgespießt worden sein.