Artikel teilen:

Vietnam und das Leid der Menschen

Die Folgen des Kriegs sind in Vietnam, Kambodscha und Laos bis heute spürbar. Nicht nur Menschen in Südostasien leiden darunter, sondern auch viele US-Veteranen.

Am Ende des Kriegs sind etwa drei Millionen Menschen in Südvietnam tot, darunter zwei Millionen Zivilisten. Für Nordvietnam gibt es nur Schätzungen. Sie gehen von einer etwa gleich hohen Opferzahl aus. Zudem sind Hunderttausende Menschen in Laos und Kambodscha sowie 58.000 US-amerikanische GIs gestorben.

Die US-Luftstreitkräfte klinkten über Vietnam, Laos und Kambodscha rund 9,5 Millionen Tonnen Bomben aus – mehr als sie im gesamten Zweiten Weltkrieg abgeworfen hatten. Bis heute liegt eine große Zahl Blindgänger im Boden der drei Staaten. Bauern können deswegen ihre Felder nicht bestellen.

Trotz ihres massiven Einsatzes gelingt es der US-Luftwaffe nicht, den Widerstand der kommunistischen Rebellen in Südvietnam (Vietcong) zu brechen. Die Guerilla erhält Unterstützung aus der Bevölkerung. Die US-Streitkräfte bemessen ihren Erfolg an der Zahl der getöteten Gegner – aber den Soldaten fällt es schwer, Vietcong von Zivilisten zu unterscheiden.

Die Moral in der Truppe ist tief unten, etwa ein Drittel der Soldaten nimmt Heroin. Häufig begehen GIs Kriegsverbrechen, auch die Vietcong und die südvietnamesischen Soldaten gehen brutal gegen ihre Gegner vor und ermorden Gefangene. Am bekanntesten ist das Massaker von My Lai vom 16. März 1968, als eine US-Einheit nahezu alle Bewohner eines Dorfs erschießt.

Um dem Feind die Deckung im Dschungel zu nehmen, versprühte das US-Militär fast 80 Millionen Liter Entlaubungsmittel, meist „Agent Orange“. Es enthält Dioxin, das hochgradig krebserregend ist und das Erbgut schädigt.

Bis heute kommen als Folge des „Agent Orange“-Einsatzes überdurchschnittlich viele Kinder in Vietnam mit körperlichen Missbildungen oder geistigen Behinderungen zur Welt. Die Zahl der „Agent Orange“-Opfer wird auf zwei bis vier Millionen geschätzt, davon 150.000 Kinder.

Nach dem verlorenen Krieg wollte die US-Gesellschaft Vietnam nur noch vergessen und vergaß die Veteranen vielfach mit, die mit dem Leben nicht mehr zurechtkamen. Arbeitslosigkeit und psychische Probleme bestimmen das Leben vieler ehemaliger Soldaten. Noch Anfang der 1990er Jahre waren ein Viertel bis ein Drittel der rund 750.000 Obdachlosen in den USA frühere Vietnamkämpfer.